Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Besiegung Heinrichs von Braunschweig. 531 
hängnißvoll wurde doch ihre Wirkung für ihn selbst wie für 
seine Partei und seine Kirche. 
Es fehlte wenig, so entbrannte der Krieg doch noch in 
diesem Jahre, als der vertriebene Heinrich von Braunschweig 
plötzlich mit Heeresmacht in sein Erbland einfiel, um sich des- 
selben wieder zu bemächtigen. Woher ihm die Mittel. zu seinem 
Unternehmen gekommen, wußte niemand. So tief war das 
Mißtrauen der Protestanten doch nicht eingeschläfert, daß nicht 
der Kurfürst und namentlich der Landgraf sofort herbeigeeilt 
wären, das Feuer im Aufgehen zu ersticken. Auch Herzog 
Moritz zog ihnen zu kraft der Erbeinigung und auf seines 
Schwiegervaters dringende Aufforderung, wiewohl ungern, da 
er in Verwickelungen zu kommen auf jede Weise zu vermeiden 
suchte, und nicht ohne geheime Furcht vor dem Kaiser, dem, 
wie er sich überzeugt hielt, mehr an Heinrichs Aufrechthaltung 
als an dessen Vernichtung gelegen war; aber er durfte die 
ohnehin gegen ihn erregte Mißstimmung des schmalkaldener 
Bundes nicht noch steigern, dem Vorwande, als sei er der 
Sache des Erangeliums untreu geworden, nicht Nahrung geben; 
er bedurfte des Zutrauens der Protestanten noch ebensosehr wie 
der Gunst des Kaisers. Deshalb gab sich Moritz die äußerste 
Mühe, einer gewaltsamen Entscheidung durch seine Vermittlung 
vorzubeugen, aber umsonst. Heinrich wurde 21. October vom 
Landgrafen geschlagen, mußte sich, da dieser alle weiteren Ver- 
gleichsvorschläge abwies, ihm ergeben und wurde nach Ziegen- 
hain in Gewahrsam gebracht, Braunschweig betrachtete der Land- 
graf ohne Rücksicht auf die wormser Kapitulation als seine 
Eroberung und ließ sich darin huldigen. Auch dies Mal hatten 
die Protestanten den Sieg behauptet. Der Ausgang hätte den 
Kaiser wegen der Macht seiner Gegner bedenklich machen können, 
wäre ihm nicht gerade aus demselben der erwünschteste Vortheil, 
den es für ihn gab, erwachsen: der Zerfall der Gegenpartei. 
Markgraf Hans von Küstrin, des Gefangenen Schwiegersohn, 
sagte sich vom schmalkaldischen Bunde los, seine Schwester 
Elisabeth und ihr Sohn Erich von Kalenberg riefen für Hein- 
rich des Kaisers Hilfe an; selbst die Brandenburger, argwöh- 
nend, daß Johann Friedrich und Philipp die Vormundschaft 
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