Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Ausbruch des schmalkaldischen Kriegs. 537 
Moritz in Aussicht stehende Belohnung direkt bezeichnet; wider 
die Religion etwas zu thun, solle Moritz nicht gehalten sein. 
Obgleich man noch vermied, Namen zu neunen und eine gewisse 
anstandsvolle Reserve beobachtete, so hieße es doch von Moritzens 
Scharfsinn sehr gering denken, wollte man zweifeln, daß er des 
Kaisers Absichten vollständig durchschaut habe. 
Des Herzogs war also der Kaiser jetzt sicher. Am 9. Juni 
hatte er sein Bündniß mit dem Papste unterzeichnet. Als er 
nun während der Verhandlungen des Reichstags Truppen in 
Deutschland warb, andere aus Italien und den Niederlanden 
herbeirief, da begannen endlich auch die Protestanten Böses zu 
ahnen. Am 16. Juni erhielten sie auf ihre Anfrage beim 
Kaiser, was die Rüstungen bedeuteten, die Antwort: daß er 
hvar nach wie vor auf eine Vergleichung der Stände denke, 
daß er aber auch gegen die Ungehorsamen 1) sein Ansehen zu 
gebrauchen entschlossen sei. Auf die Frage, wer diese seien, 
antwortete er: Die, welche unter dem Schein der Religion 
Praktiken trieben, die Rechtspflege des Reichs nicht leiden 
wollten, geistliche Güter einzegen und mißbrauchten. Allerdiugs 
lag es in des Kaisers Politik, den Scheln zu bewahren, als 
bekriege er den schmalkaldischen Bund nur wegen politischen 
Ungehorsams, in Wahrheit galt der Krieg ebenso sehr der Ver- 
nichtung des Protestantismus wie der Wiederherstellung der 
kaiserlichen Auctorität. Die protestantischen Fürsten riefen als- 
bald ihre Gesandten vom Reichstage ab. Jetzt, angesichts der 
drohenden Gefahr, kehrten ihnen Muth und Entschlossenheit 
wieder, selbst dem aufangs noch zögernden Kurfürsten, nachdem 
Theologen und Rechtsgelehrte den Krieg, als zur Vertheidigung 
geführt, für rechtmäßig erklärt hatten. 
Am 4. Juli 1546 zeigten die Bundeshäupter, von Ichters- 
hausen aus, wo sie sich über den Feldzug beriethen, dem Herzog 
Wilhelm von Bayern ihren Eutschluß an, vereinigten vor Mei- 
ningen ihre Truppen und stießen bei Douauwörth zu den 
Schaaren der oberdeutschen Stände, eine Macht von 42000 
Mann. Ihre Thätigkeit setzte den Kaiser in Staunen; wie 
1) „Cui secus facient.“ Sleidan XVII (ed. Böhme) II, 463. Vgl. 
Ranke 1V7, 322.
	        
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