Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Des Kalsers Feldzug in Sachsen. 547 
Herzog Moritz gehörte. Hier ließ ihm der letztere noch einmal 
seine Verwendung für eine Aussöhnung mit dem Kaiser an- 
bicten, aber der Kurfürst, seiner Stellung und der Festigkceit 
des nahen Wittenberg vertrauend, lehnte sie auch dies Mal 
ab. Am 24. April kamen sich beide Heere gegenüberzusteben. 
Dieser Tag war der Sonntag Misericordias Domini. Ohne 
die Nähe des Kaisers zu ahnen, war der Kurfürst in die 
Kirche gegangen. Hier erhielst er Meldung, der Feind sei am 
audern Ufer, scheine den Übergang zu versuchen; den Degen 
im Munde schwammen Spanier herüber, um Fahrzeuge zu 
Brücken auf ihre Seite hinüberzubringen. Der Widerstand 
der Kurfürstlichen war schwach, da die Artillerie schon voraus 
nach Torgau zu gesendet, das Fußvolk im Aufbruch begriffen 
war. Nach geendetem Gottesdienste folgte Johann Frieprich 
mit der Reiterei eilig nach Torgau und Wittenberg hin; die 
Herübergekommenen schienen, da Nebel das kaiserliche Hauptheer 
verbarg, nicht sehr gefährlich. Jetzt erbot sich Morvitz mit seiner 
Reiterei durch die Furth zu gehen, welche einer seiner Unter- 
thanen aus Mühlberg, Barthel Strauchmann, aus Rache gegen 
die Kurfürstlichen verrathen hatte; er und Alba setzten zuerst 
über, eilten sofort dem zurückziehenden Feinde nach und brachte 
ihn in der lochauer Haide zum Stehen. Noch hätte der Kux- 
fürst mit der Reiterei und dem Geschütz Wittenberg erreichen 
können, wenn er es nicht verschmäht hätte, sein Fußvolk im 
Stich zu lassen. Bei Koßdof begann die Schlacht. „St. 
Georg, Burgund und Hispania“, scholl's von der einen, 
„Gottes Wort bleibt ewig"“ von der andern Seite. Moitz 
war, der Tapfersten einer, in größter Lebensgefahr. Des Kur- 
fürsten Reiter flohen zuerst und rissen das Fußvolk mit sich 
fort; der geordnete Widerstand hörte bald auf; nur hier und 
dort kämpften noch einzelne Haufen, in einem derselben der 
nuglückliche Johann Friedrich, von Vielen, die Ehre und Pflicht 
an ihn gebunden hätte, verlassen, von wenigen Getreuen um- 
geben, ritterlich gegen Italiener, Spanier und Ungarn, und 
ergab sich, aus tiefer Wunde im Gesichte blutend, erst nach 
verzweifeltem Kampfe, und auch dann nur einem Deutschen, dem 
meißnischen Edelmanne Thilo von Trotha. Der führte ihn zu 
35“
	        
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