Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

580 Herzog Moritz von Sachsen. 
3. Vollendung und Befestigung der Reformation im albertinischen und 
dann im gesammten Sachsen, durch Herzog und Kurfürst Moritz. — 
Die jüngere Linie tritt in den Vordergrund. Moritz und Karl V. 
Am 21. März 1521 — also in den ewig denkwürdigen 
Tagen der Reichsversammlung zu Worms — wurde Moritz 
seinem Vater Heinrich zu Freiberg geboren. Er wird stets 
eine der schwierigsten Aufgaben für den Historiker sein, weil 
sich in wenigen historischen Personen so viel Licht und Schat- 
ten, so Rühmliches und so Verwerfliches vereinigt findet; 
weil jetzt kaum noch zu unterscheiden ist, was eigene Anlagen, 
was Angebildetes, was Glück und Plan, was der Umstände 
Gunst oder Ungunst in ihm und für ihn gethan haben. Wie 
man ihn betrachtet, er steht seltsam, einzig in seiner Dynastie 
und unter seinen Zeitgenossen da. Keiner der vorhergegangenen 
wie der nachfolgenden Fürsten des wettinischen Hauses hat in 
so hoher Jugend, unter so ungünstigen Aussichten, in so kurzer 
Neihe der Jahre so vieles nicht bloß für sich und sein Land, 
sondern auch für das ganze Deutschland Entscheidende durch- 
geführt. Nach menschlicher Berechnung würden ihm nach seines 
Vaters Tode bloß dessen zwei ausgesetzte Amter und selbst diese 
vielleicht noch mit einem oder zwei Brüdern gemeinsam zu- 
gefallen sein. Da stirbt ihm erstlich sein jüngerer Bruder 
Severin (zu Jusbruck 1533), dann sterben Georgs beide Söhne, 
beide vermählt und beide kinderlos; Georgs Testament bleibt 
ungiltig und unvollzogen, Heinrich wird Haupt der albertini- 
schen Linie, und schon nach zwei Jahren wird es Moritz im 
20. Jahre seines Lebens und bleibt es durch Verträge mit 
seinem Bruder August. Nach sechs Jahren stürzt er seinen 
Vetter, den Kurfürsten Johann Friedrich, gewinnt dessen Kur- 
würde und einen großen Theil von dessen Ländern und bildet 
so einen Staat zusammen, der unbestritten den nächsten Rang 
und die erste Stelle nach dem habsburgischen Ländervereine in 
Deutschland eimahm. Der 31jährige Kurfürst, dessen Länder 
kaum der kleinsten Provinz von Karls in zwei Erdtheilen sich 
ausdehnenden Reichen an Umfang gleichkommen, wagt es gegen 
seinen Kaiser für religiöse und politische Freiheit im rechten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.