Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

584 Herzog Moritz in Ungarn und Frankreich. 
der Muttername. Je enger sich Moritz an seinen Schwieger- 
vater Philipp anschloß, desto mehr verlor der Kurfürst den 
früheren Einfluß auf das Herzogthum und Moritz zeigte ihm 
gleich 1542 in dem (schon erwähnten) Fladenkrieg über Wurzen, 
daß er keine Kräufung seiner Rechte ungeahndet lassen werde. 
Gerade Lieses Zerwürfniß mit dem Kurfürsten mochte ihn be- 
stimmen, die Annäherung an das Kaiserhaus zu suchen; während 
sein Bruder August sich zu einem längeren Aufenthalte an den 
wiener Hof begab, zog Moritz, ohnehin kein Freund der Nuhe 
und nach Auozeichuung begierig, mit fünf Fähnlein Fußvolk 
und einem Geschwader edler Reiter, wozu ihm seine Stände 
auf dem Landtage zu Leipzig (December 1541) 50000 Fl. 
verwilligt hatten, nach Ungarn und vor Pesth, welches man 
dem Sultan zu entreißen suchte, wo er ein Opfer seines allzu 
ungestümen Muthes geworden wäre, hätte nicht der wackere 
Edelknecht Sebastian von Reibisch seines Herru Leben mit dem 
seinigen erkauft. Mismuthig über den erfolglosen Verlauf de 
Feldzugs betheiligte er sich bald nach seiner Heimkehr (1543 
und 1544) an des Kaisers Kriege gegen Frankreich und focht 
selbst gegen Johann Friedrichs Schwager Herzog Wilhelm von 
Cleve, des Königs von Frankreich Verbündeten; seiner Umsicht 
und Tapferkeit verdankte der Kaiser den Sieg bei Vitry. Diese 
Haltung des Herzogs erweckte den Verdacht der Protestanten 
umso leichter, da er den Wiedereintritt in den schmalkaldischen 
Bund wiederholt verweigerte, indem er sich darauf berief, daß 
sein erster Beitritt zu einer Zeit, wo sein Vater noch gar nicht 
die Regierung des Landes gehabt habe, also auch ohne Zu- 
stimmung der Stände, erfolgt sei; außerdem sei die RNeligion 
jetzt ungefährdet; nur bei einem unmittelbaren Angriff auf diese 
werde er der allgemeinen Sache sich nicht entziehen. Der Land- 
graf hörte nicht auf seinen Schwiegersohn zu warnen. In 
Voraussicht der kommenden Ereignisse begann dieser nach seiner 
Rückkehr Dresden, Pirua und Leipzig zu befestigen. 
Von welchem hohen Staudpunkte aus Moritz die Nefor- 
mation erfaßt hatte, ergiebt sich am deutlichsten aus den um- 
fassenden Maßregeln, durch welche er ihren Bestand im Innern 
seines Landes ordnete. Schon 1541 auf dem Ausschußtage zu
	        
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