Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

588 Kurfürst Moritz. 
keit den inneren Verhältnissen seiner alten wie der neu er- 
worbenen Lande zu. Ob er wirklich den am 13. Juli 1547 
zum ersten Male aus beiden Theilen um ihn zu Leipzig ver- 
sammelten Ständen „mit Gott und gutem Gewissen“ versichern 
konnte, daß er niemals mehr Land als er von seinem Vater 
ererbt, begehrt, auch viel lieber still und friedlich gesessen hätte, 
muß einem andern Richter überlassen bleiben; doch war die 
Stimmung, mit der man sich begegnete, beiderseits versöhnlich. 
Der Kmfürst gab die Zusicherung, das Land fortan stracklich 
regieren, die Religion beschützen, für Universitäten und Schulen 
sorgen zu wollen, zeigte sich auch zu der von den Ständen ge- 
wünschten Entlassung des fremden Kriegsvolkes willfährig, aber 
vermochte dadurch das Mißtrauen derselben doch nicht so voll- 
ständig zu zerstreuen, daß sie nicht seinen Antrag auf Nieder- 
setzung eines Ausschusses zur Berathung in eilenden Sachen 
abgelehnt hätten, da sie des Kurfürsten Versprechen, sich ohne 
der vanvdschaft Vorwissen in kein Bündniß und keine Rüstung 
einlassen zu wollen, nicht für ausreichend hielten, sondern dabei 
ausdrücklich mit Nath und Bewilligung gehört zu werden ver- 
langten. Die wegen des Krieges auseinandergegangene witten- 
berger Universität wurde wieder in Gang gebracht und be- 
sonders Bugenhagen und Melauchthon von Moritz auf mancherlei 
Weise gewonnen. Bald aber entwickelten sich die Folgen der 
letzten Ereignisse in einer Weise, die die ganze Aufmerksamkeit 
des jungen Rurfürsten auf die auswärtigen Verhältnisse lenkte. 
Das Kriegsglück, welches die protestantische Partei dem 
Kaiser besiegt zu Füßen gelegt, sie der bereits errungenen ge- 
setzlichen Anerkennung wieder beraubt und dadurch die Macht 
des Kaisers zu einer noch nicht dagewesenen Höhe emporgehoben 
hatte, erweckte allenthalben die Opposition gegen das liber- 
gewicht des Hauses Habsburg. Seltsam genug war es gerade 
der Papst, dem an der Besiegung der Protestanten durchaus 
nichts lag, denn so lange der Kaiser in Deutschland beschiftigt 
war, konnte er in der Frage des Koncils mu so eher hoffen, 
sich dem Drucke desselben zu entziehen; mit Frohlocken hatte 
er die Nachricht von dem vochlitzer liberfallt vernommen, er er- 
munterte den König von Frantreich zur Unterstützung der Pro-
	        
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