Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1649 
696 Machtstellung des Kaisers 1549. 
So schien denn dem Kaiser der erste Schritt, die Wieder- 
herstellung der Kircheneinheit im Reiche, wenn nicht vollständig, 
doch in der Hauptsache gelungen; auch das Weiterc ließ sich 
ihm ganz nach Wunsch an. Er feierte den Triumph, daß unter 
dem Drucke seines siegreichen Ubergewichtes Papst Paul III. 
das Koncil zu Bologna (September 1549) auflöste, bald den 
größeren, daß dessen Nachfolger Julius III. im April des fel- 
genden Jahres es zu Trident wieder eröffnete. So große Er- 
folge erzeugten in der Seele des Kaisers die kühnsten Pläne 
für die künftige Größe selnes Hauses. Nach seinem Tode sollte 
Ferdinand Kaiser werden, Philipp, Karls Sohn, römischer 
König und nach Ferdinands Tode dessen Nachfolger, Ferdinands 
Sohn Maximilian aber sodann römischer König und nach 
Philipps Tode Kaiser. So wäre der deutsche Wahlthron auf 
drei Generationen hinaus versorgt und Karls politisches System 
gegen Deutschlands Freiheit gleichsam verewigt gewesen. Aber 
während man am Kaiserhofe diese Entwürfe bereits ihrer Vollen- 
dung entgegenreifen glaubte, wuchs der in der Nation gährende 
Unwille gegen die aufgedrungene Fremdherrschaft und steigerte 
sich so lange, bis sich die oppositionellen Elemente zur offenen 
Empörung gesammelt hatten. Nicht nur das schon seit 1547 
geächtete Magdeburg, welches seinen Erzbischof und das Dom- 
kapitel vertrieben hatte, verharrte in ungebengtem Widerstande 
gegen das Interim, auch unter den Fürsten erwachte das Gefühl 
von der Nothwendigkeit der kaiserlichen Politik Einhalt zu thun. 
Zwei Hohenzollern machten den ersten, behutsamen Versuch in 
diesem Sinne, Markgraf Haus von Küstrin, einst im schmal- 
kaldischen Kricge des Kaisers Verbündeter, jetzt durch das 
Interim in seiner protestantischen Uberzeugung tief gekränkt, und 
Herzog Albrecht von Preußen, indem sie mit den jungen Land- 
grafen von Hessen Nath pflogen, wie dem Interim und der 
Tyrannei des Kaisers entgegenzuarbeiten sei. Durchdrungen 
von der Überzeugung, wie wichtig der Beitritt des Kurfürsten 
von Sachsen für sie sei, wagten sie auf der im October 1548 
zu Torgau glänzend gefeierten Vermählung des Herzogs August 
mit so viel möglichen Ausnahmen vorgeschrieben, daß es eigentlich Nie- 
mand band.
	        
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