Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Vollstreckung der Acht gegen Magdeburg. 601 
licher Commissar im Lager des Kurfürsten. Die spanische 
Diplomatie frohlockte über den neuen Meisterzug, der ihr ge- 
lungen; mochte uun Moritz immerhin durch die Bewältigung 
Magdeburgs Ruhm und selbst einigen Machtzuwachs gewinnen, 
er wurde dadurch nur um so verhaßter und ungefährlicher; sie 
ahnte nicht, daß sie selbst ihm damit das Schwert in die Hand 
drückte, mit welchem er ihr ebenso künstliches als verderbliches 
Gewebe zerreißen sollte. Den so hoch schlug Moritz den 
doppelten Vortheil an, unter einem offenkundig anuerkannten 
Zwecke und mit dem Scheine besonderen Gehorsams gegen den 
Kaiser seine Kriegsrüstungen betreiben und unter triftigem Vor- 
wande sein Ausbleiben vom Reichstage entschuldigen zu können, 
daß er es darauf hin wagte; die Fürsten, so rechnete er, wür- 
den schließlich doch lieber mit ihm, dem Fürsten, als mit den 
Bürgern gehen. So lange als möglich wollte er ein persön- 
liches Zusammentreffen mit dem Kaiser vermeiden, um nicht 
Gefahr zu laufen, entweder auf dessen Absichten, die ihm im 
Grund der Seele zuwider waren, eingehen oder durch einen 
plötzlichen Bruch mit demselben die Maske vorzeitig abwerfen 
zu müssen. 
Der Kaiser mußte inne werden, was Moritzens guter Wille 
für ihn bedeute, denn seine Pläue geriethen alsbald ins Stocken. 
Des Kurfürsten Ausbleiben bewies ihm, daß dieser seinen eigenen 
Weg zu gehen anfange, aber er und mit ihm fast jedermann 
war überzeugt, aus Furcht vor seiner Ungnade werde sich Moritz 
schließlich doch in jedes Verlangen des Kaisers fügen müssen, 
und Moriz selbst erhielt ihn in diesem Glauben, ließ sogar 
schon seine Rälhe die Reise nach Augsburg antreten, die selbst 
nicht anders wußten, als daß ihr Herr bald nachfolgen werde. 
Er hütete sich wohl mit dem Kaiser schroff abzubrechen. In 
Betreff des Koncils hatte er bereits vor Eröffnung des Reichs- 
tages seine Bereitwilligkeit es anzuerkennen erklärt, wenn es 
frei und apostolisch, der Papst nicht Richter, sondern nur Partei 
sei, die Bischöfe ihres Eides entbunden, auch den Protestanten 
Sitz und Stimme bewilligt und die ihre Lehre verdammenden 
Decrete reassumirt würden; Melanchthon verfaßte, um sic dem 
Koncil vorzulegen, die sogenaunte sächsische Confession, welche
	        
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