Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

zu den Protestanten. 605 
den Befreiung in keinen Beihandel einzulassen; da ihm aber 
die Verbündeten auf einer zweiten Zusammenkunft zu Torgau 
(Mai) die Versicherung gaben, daß sie auch, falls die Ernestiner 
die ihnen von Moritz gemachten Anerbietungen nicht annehmen 
sollten, dennoch ihr Bündniß fortsetzen wollten, so war er nun- 
mehr gewiß, daß der Bund ihn in seiner Kur auch gegen seine 
Vettern vertheidigen wolle. Es fiel damit die Fessel, die bis- 
her jeden seiner Schritte gelähmt hatte. 
Wie sehr man sich auch bemüht hatte, diese Verhandlungen 
verborgen zu halten, so war der Kaiserhof doch schon längst 
auf alle Schritte der Fürsten aufmerksam und hatte auch gegen 
Moritz Verdacht zu schöpfen angefangen. Aber man hoeuchelte 
sich gegenseitig die alte Freundschaft; als Moritz dem Kaiser 
den Sieg bei Verden meldete, dankte dieser in den schmeichel- 
haftesten Ansdrücken. Nur litt Karls V. Berechunng an dem 
Grundfehler, daß er immer noch glaubte durch die allen er- 
neuten Bitten zum Trotz fortdauernde Haft des Landgrafen 
wie diesen selbst zur Annahme des Interims so Moritz zur 
Einwilligung in des Prinzen Philipp Nachfolge zwingen zu 
künnen; er trieb den Kurfürsten dadurch um so sicherer auf die 
Seite seiner Gegner; die Schranke zwischen beiden, die er für 
unübersteiglich hielt, war seit den dresdner und torgauer Be- 
redungen gar nicht mehr vorhanden. Das frühere Mißtrauen 
gegen Moritz war so vollständig gewichen, daß seine Verbün- 
deten, gegen die er sich verpflichtet hatte, den kaiserlichen Dienst 
zu verlassen, als er ihnen zu bedenken gab, ob dazu jetzt der 
geeignete Zeitpunkt sei, eimwilligten, daß er noch ferner darin 
verbleibe, bis man sähe, wie sich die Sache zwischen dem Kaiser 
und Magdeburg anstelle und bis sichere Zusage von Frankreich 
erfolgt sei. Den darüber war Moritz nie zweifelhaft gewesen, 
daß man ohne Frankreich sich des spanischen Joches nicht werde 
erwehren können, ebensowenig aber darüber, daß dessen Beistand 
sich nur um einen hohen Preis werde erkaufen lassen. Aber 
er war entschlossen ihn zu zahlen. Da dem König Heinrich II. 
der Antrag, den Reiffeuberg von Seiten der deutschen Pro- 
testanten überbrachte, höchst willkommen war, so schickte er 
den Bischof von Bayonnc, Johann de Fresse (Fraxineus)
	        
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