Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Unterwerfung Magdeburgs. 607 
Oberhaupt der Nalion sei, sie sahen in ihr vielmehr nur eine 
für Deutschland wie für alle unabhängigen Staaten Europas 
gleich gefährliche Tyrannei. Dahin hatte es die undeutsche 
Hauspolitik Karls V. gebracht, daß den Fürsten, um das spa- 
nische Joch abzuwerfen, kein anderes Mittel übrig blieb als 
schmähliche Verbindung mit Frankreich. 
Rasch wurde nun durch Heidecks und seines ehemaligen 
Kanzlers Arnold Vermittlung die in der letzten Zeit nur noch 
zum Schein fortgesetzte Belagerung Magdeburgs zum Schluß 
gebracht. Die Stadt ergab sich auf Guade und Ungnade, doch 
sollte alle Ungnade fallen, alle Rechte und Freiheiten ihr bleiben. 
Am 9. November empfing Moritz als Burggraf und Schutz- 
herr die Huldigung, in welche auch Brandenburg und der Erz- 
bischof aufgenommen wurden. 
Um aber der Welt zu beweisen, daß ihn nur sein dem 
gefangenen Laudgrafen verpfändetes Wort zur Ergreifung der 
Waffen treibe, mußten nicht nur seine Schwäger die früher 
ernstlich gemeinten Einmahnungen nach Kassel auch jetzt noch 
zum Schein fortsetzen, sondern auf seine und Joachiins Ver- 
aulassung wandte sich auch eine große Anzahl Fürsten nochmals 
mit der Bitte um Freilassung der gefangenen Fürsten an den 
Kaiser. Dieser vertröstete aber ausweicheund auf müindliche 
Unterhandlung mit Moritz, den er täglich bei sich in Insbruck 
zu sehen erwarte, eine Antwort, die bei des Kurfürsten be- 
stimmtem Entschluß, nicht nach Insbruck zu gehen, einer ab- 
schläglichen gleichkam. Trotzdem gelang es diesem, die Ent- 
scheidung noch monatelang hinzuhalten. Zwar daß er die 
Truppen, augeblich wegen des rückständigen Soldes, nicht entließ, 
sondern nach Thüringen legte, wo sie fast Erfurt überrumpelt 
hätten, erregte Verdacht, aber doch wußte er, wenn auch den 
Argwohn des Kaisers nicht zu beschwichtigen, noch immer einen 
Grad von Ungewißheit über seine Pläue zu erhalten. Bald 
ließ er seine Theologen sich zum Aufbruch nach Trident rüsten, 
bald bestellte er für sich Wohnung in Jusbruck und trat sogar 
selbst die Reise dahin an, aber nur um nach wenigen Tagen 
wieder umzukehren. Die einfachste Klugheit verbot ihm, sich 
in die Gewalt des Kaisers zu begeben, der, wie er wohl wußte,
	        
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