Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1668 
614 Der markgräfliche Krieg. 
Graf Volrad von Mansfeld, Albrechts Bundesgenosse, dem 
braunschweigischen Adel gegen Herzog Heinrich Beistand leistete, 
ohne daß der Kaiser sich des letzteren anmahm. Eben deohalb 
that dies Moritz; nicht willens, „still zu sitzen und des ersten 
Backenstreichz gewärtig zu seln“, besetzte er um Albrecht jeden 
Zuzug vo'l Norden her abzuschneiden Salza, zog den Grafen 
Volrad durch Unterhandlungen auf Heinrichs Seite herüber, 
schickte den fränkischen Bischöfen Hilfe gegen den Markgrafen 
und während er aufs neue mit dem Könige von Frankreich au- 
knüpfte, der ihn zum Angriff auf die Niederlande aufforderte , 
unterhandelte er (Mai 1553) zu Eger mit dem römischen 
Könige, den beiden Bischöfen, Heinrich von Braunschweig und 
Heinrich von Plauen wegen Errichtung eines norddeutschen 
Bundes zum Schutze des Landfriedeus, der nur wegen Ein- 
sprache des Kaisers nicht zum förmlichen Abschluß gedieh, und 
ließ durch seinen Bruder August bei dessen Schwiegervater, dem 
König von Dänemark, um Beistand werben. Da führte Al- 
brecht, um sich nicht einem überlegenen Angriff seiner Gegner 
in Franken auszusetzen, sein beutebeladenes Heer gegen Heinrich 
von Braunschweig nach Niedersachsen, wo er an Erich von 
Calenberg, Moritzens Schwager, einen Verbündeten besaß. 
Schon ließ er sich vernehmen: „habe er seinen Willen mit den 
beiden Stiftern geschafft, so wolle er sein Kriegsvolk in rein voll 
und reich Land führen, nämlich in das des Kurfürsten von 
Sachsen“, und da auch der vom Kaiser nach Frankfurt Krufene 
Vermittlungstag ohne befriedigendes Resultat verlief, beschleu- 
nigte Moritz seine Nüstungen; selbst das vorräthige Getreide 
und Brennholz hatte er verkauft, um sich das uöthige Geld 
zu verschaffen. In Sangerhausen sammelte sich sein Heer, 
welches Ferdinand durch 1000 Neiter unter dem Burggrafen 
Heinrich verstärkte, und vereinigte sich in Einbeck mit Heinrich 
1) In die dunkeln politischen Verhältnisse gewähren die aus dem 
Original in der pariser Bibliothek bei Mencke, S8. II, 1391—1446 
abgedruckten 33 Epistoluc arcanac von 1549—1553 zwischen Heinrich II. 
und seinen Gesandten in Deutschland manchen Ausschluß. Nach dem 
1/|. Briefe fürchtete Moritz, seine neuen Unterthanen möchten sich zu 
Gunsten des bejreieten Johann Friedrich regen und viellcicht gar mil den 
Hansastädlen dazu verbünden.
	        
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