Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

618 Das neuere ernestinische Sachsen. 
Die Glückwünsche der Professoren hörte er mit entblößtem 
Haupte an. So gelangte er endlich nach Weimar, seiner 
Nesidenz. Man verehrte ihn als einen Märtyrer des Pro- 
testantismus. 
Bis zur Rückkehr Johann Friedrichs hatte der älteste seiner 
Söhne, Johann der Mittlere (geb. 1529), das nen gebildete 
kleine Land für seinen Vater und seine zwei Brüder, Johann 
Wilhelm (geb. 1530) und Johann Friedrich den jüngeren (geb. 
1538) regiert. Eine der wichtigsten und segensreichsten Unter- 
nehmungen des zweiten Johann Friedrich war die im Geiste 
und Auftrage des gefangenen Vaters vollzogene Stiftung der 
Unirersität zu Jena, die eine Pflanzstätte des wahren, reinen 
Protestantismus sein sollte. Am 19. März 1548 wurde sie, 
wegen noch mangeluder kaiserlicher Bestätigung nur als Gym— 
nusium academicum, eröffnet, am 20. März begann Victorin 
Strigel seine theologischen und pbilosophischen Vorlesungen 
daselbst in dem ihr angewiesenen Paulinerkloster. Melauchthon 
schuug den an ihn ergangenen Ruf aus. Großen Antheil an 
der Stiftung hatten der ehrwürdige Kanzler Georg Brück und 
Nicolaus von Amsdorf. Die schöne von Friedrich dem Weisen 
und Johann dem Beständigen gegründete Bibliothek zu Witten- 
berg von 3132 Bänden, welche dem Kurfürsten als sein Prirat- 
rigenthum geblieben war, wurde der Universität geschenkt. Johann 
Friedrich der Großmüthige erlebte die kaiserliche Bestätigung 
seiner Stiftung nicht; Karl V. verweigerte sie sogar dem 1553 
deshalb zu ihm nach Brüssel gesandten Herzog Johann Wilhelm 
geradezu, bevor nicht die Neligionsstreitigkeiten beigelegt seien; 
sie erfolgte erst durch Kaiser Ferdinand am 15. August 1557. 
Wie diese Hochschule mitten im Kampfe gegen das Interim 
geboren war, so wurde sie auch in Zeiten, wo in Wittenberg, 
Leipzig, Dredden der Kryptocalvinismus um sich griff, die strenge 
Vorfechterin der reinen Lehre Luthers. Die polemische Nich- 
tung ist ibr lange Zeit geblieben. 
Die erste Vergrößerung des kleinen Landes führte der Tod 
Johann Ernsts von Koburg herbei (6. Febrnar 1553), wodurch 
der sogenannte Ort Landes in Franken, die Amter, Stäidte 
und Schlösser Koburg, Someberg, Hildburgbausen, Heldbun,
	        
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