Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

620 Johann Friedrichs des Großmüthigen Tod. 
stiftet, mag auch den Fürsten sehr ergriffen haben. Bald dar- 
auf machte er auf dem Grimmenstein zu Gotha 12. Derember 
1553 sein Testament und setzte fest, daß seine Söhne das Land 
ungetheilt und christlich regieren und sich ja in kein Bündniß 
einlassen sollten, „da er selbst erfahren, daß in den Bümnnissen 
weder Treue noch Glauben vorhanden sei“. Auch der Kirchen 
und Schulen gedachte er. Der 21. Februar 1554 raubte ihm 
sodann seine treue fromme Sibylle, die ihre Kinder trefflich zu 
erziehen, ihrem Gemahl in seinem Unglück mit Gebet und jeg- 
licher Versagung zu helfen gewußt hatte. Als die Maurer ihr 
die Gruft in der Kirche bereiteten, ließ er ihnen sagen: „sie 
sollen mir bei meiner Gemahlin einen Platz lassen, deun ich 
will ihr bald folgen und bei ihr liegen“. Und so geschah es; 
die Unterzeichnung des naumburger Vertrages am 2. März 
und eine rührende Ermahnung an seine Söhne, die Unterthanen 
nicht zu drücken, auf Gerechtigkeit zu halten, mit Guade zu 
walten, nur in der äußersten Noth Krieg zu führen und sich 
vor Uneinigkeit zu hüten, waren sein letztes Werk. Unter Gebet 
und Tröstungen der Religion verstarb er zu Weimar, sitzend, 
im 50. Jahre seines Lebens (3. März 1554), der fromme, 
wahrhaft evangelische Glaubensheld und Dulder. Melanchthon 
äußerte: „Die Bekenntniß und Beständigkeit Herzog Johann 
Friedrichs hat unserer Kirche mehr gefrommt, als vielleicht die 
Victorie hätte dienen mögen, da ohne Zweifel die Bundesgenossen 
unter einander selbst uneinig geworden wären.“ Mag es auch 
sein, daß Johann Friedrich mehr an dem Buchstaben der neuen 
Lehre, Moritz vielleicht mehr am Sim und Geist derselben 
hing, immer bleibt auch unser Kurfürst ein ehrwürdiger Pfeiler 
der Reformation, und Tausende haben sich au seinem Glaubens- 
muth begeistert. Gewiß mit Freude darf der Deutsche auf 
solche Männer sehen, und mit Stolz der Sachsc in einer Zeit, 
wo Manches von der einen Seite sich geändert hat, hinzusetzen: 
seht, das waren Herzöge zu Sachsen ½)! 
1) Die weitere Geschichte der erneslinischen Linien und Länder, welche 
trotz des Theilungsverbotes durch die zwei ältern Söhne Johann Frie- 
drichs begründet werden, hier fortzuführen, liegt nicht in dem Zweck des 
Buches. Wohl aber wird ihrer den wesentlichsten Schicksalen nach in der
	        
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