Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Die Universitäten. 641 
von Kriegsdienst und Einquartierung. Von 1530 bis Anfang 
des 17. Jahrhunderts hatten die Professoren Titel und Rang 
kurfürstlicher Räthe. Reichlich wurden aus Kirchengütern 
die Besoldungen gemehrt; sie beliefen sich damals zusammen 
auf 3795 Fl., im Jahre 1555 schon über 4000, und 1569 
über 5000 Fl. Vieles brachten die häufigen Promotionen 
ein. Die theologischen Docenten rückten durch die vier Grade 
eines Biblicus, Sententiarins, Formatus und Licentiatus zum 
Magister und Doctor der Gottesgelahrtheit vor und bezahlten 
für alle diese Grade 41 Fl. 7 Gr.; der juristische Doctor kostete 
42 Fl. 2 Gr., der medicinische 37 Fl. 1 Gr., ein Baccalaureus 
der Philosophie 2 Fl. 10 Gr. und der Magister oder Doctor 
8 Fl. 3 Gr. 1). Nicht nur die Theologen, sondern auch die 
Theologie selbst dominirten in Wittenberg, und ihr mußten sich 
selbst die anderen Wissenschaften anschmiegen. Juristen und 
Mediciner und die Lehrer der freien Künste wie der Philosophie 
gaben Allem einen theologischen Anstrich. Von größter Wichtig- 
keit war es, daß durch Melanchthon das Studium der griechi- 
schen Sprache und mit demselben das philologische Verständniß 
r7es Neuen Testaments hier eingebürgert wurden. Indem er 
urch seine Vorträge über das Organon, über Ethik und Logik 
-ach eigenen Lehrbüchern einen gesundern Weg vorzeichnete, 
hörten die Quidditates und Entitates der Scholastik auf; aber 
doch fehlte noch viel, daß es Philosophen und eine Philosophie 
zegeben hätte. Die Arzneikunde nach Rhasis und Avicenna 
war mehr eine auf verborgene Kräfte, auf sympathetische und 
Zntipathetische Eigenschaften der Natur sich gründende Kenntuiß, 
der man machte Gesundheit und Krankheit von guten und 
ösen Eugeln abhängig, und Milichius empfahl die Anatomie 
ils Mittel der Erkenntniß der Vorsehung und der göttlichen 
Eigenschaften. Aus den Geheimnissen der physischen Natur er- 
wies man die Möglichkeit und Wirklichkeit der Religions- 
geheimnisse; doch machte schon 1526 Dr. Schurf anatomische 
zergliederungen und später der Arzt Sal. Alberti größere Ent- 
deckungen. Durch theologische Einwirkungen wurde die Astro- 
1) Grohmann, Aunalen der Universität zu Wittenberg (1801) 
1, 111. · 
Böttiger, Geschichte Sachsens, 2. Aufl. 1. 41
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.