644 Inneres 1485— 1553.
oder Bachant, mit seinen kleinen Schützen sein mochte, die für
ihn betteln mußten und noch bis 1652 in Sachsen vorkommen,
treten gegen Ende dieses Zeitraums allmählich bleibende und
gebildetere Lehrer ein, nachdem man erst für Unterhalt der
Schule aus Kirchen= und städtischen Mitteln nach Nothdurft
gesorgt hatte. Das was die sächsischen Schulen Jahrhunderte
lang auszeichnete, war. vorzugsweise Beschäftigung mit den classi-
schen Sprachen. Da Abdrücke der Classiker, da selbst Schreib-
materialien noch theuer waren, war man gezwungen, vicl dem
Gedächtniß zu vertrauen. Lateinisch zu reden war Schulsitte;
gelehrte Bildung und bürgerliche Erziehung ward auf der Schule
nicht geschieden. Jeder Bürger, meinte Luther, müsse Latein
gelernt haben, um im Nothfall zum Prediger gebraucht werden
zu können. Nach der Reformation erhielt jede Stadtschule
wenigstens drei, mitunter fünf Lehrer. Man hatte nächst dem
Schulmeister in Chemnitz einen Supremus, Medius, Kantor
und Infimus. An den leipziger beiden Schulen waren noch
mehr Lehrer. Leider hielten die in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts in Sachsen wüthenden Religionsstreitigkeiten
fernere zeitgemäße Verbesserungen auf, weil jede Neuerung so-
gleich für Sectirerei gehalten wurde. Daß lateinische Schau-
spiele von den Schülern aufgeführt wurden, ist bekannt. Daß
aber der gelehrte Schneeberger, Kaspar Eberhard, nach Joachims-
thal berufen, seine Schüler den 2jax des Sophokles im Ori-
ginal aufführen ließ, erregte selbst damals allgemeine Bewun-
derung. Eberhard starb als Generalsuperintendenta#u Witten-
berg 1).).
Mit dieser wachsenden Ausbildung der Schulen und Uni-
versitäten perminderte sich allmählich der Besuch ausländischer
trieben haben soll. S. Beiträge zur vaterl. Alterthumskunde (1826)
1, 71—80.
1) Heriug's Hochland (1828) I, 162. — Gute Bemerkungen über
das sächsische Schulwesen in Gebhardts Beiträgen zur Gesch. der
Kultur 2c. in Sachsen (1823), S. 61 ff. und in dem Aussatze von F. 2.
Über die Stadtschule zu Chemnitz mit einiger Hinsicht auf das Schulwesen
Überhaupt in Weise, Museum für die sächs. Gesch. (1796) III, 1.
S. 235—276.