646 Inneres 1485’— 1553.
ein großes historisch -geographisches Werk; besonders ist aber
Spalatin zu nennen, der als kurfürstlicher Hofhistoriograph
Begründer der sächsischen Specialgeschichte wurde. Die Istro
nomie und ihre Halbschwester Astrologie kamen immer mehr in
Aufnahme. Moritz hatte an Ergsmus Fleck seinen Hofastrologen.
Aber wenige Gelehrte haben so merkwürdige Schicksale gehabt
wie der als Superintendent von Saalfeld 1560 verstorbene
Kaspar Adler oder Aquila aus Augsburg. Nach einem Auf-
enthalte in Italien und in der Schweiz setzte er zu Wittenberg
seine Studien fort, war eine Zeit lang Feldprediger (auch in
Sachsen kommen deren vor) des Ritters Franz von Sickingen,
wurde als Anhänger Luthers gefangen, in dunkle Kerker ge-
worfen, dann verwiesen und verfolgt, sollte auf der Ebernburg
aus einem Feuermörser herausgeschossen werden, weil er den
Soldaten die Stückiugel nicht taufen wollte, lehrte dann Hebräisch
zu Wittenberg und ging als Superintendent von Saalfeld mit
auf den Reichstag von Augsburg 1530. Dem gefangenen Kur-
fürsten Johann Friedrich schrieb er Trostbriefe, ohne zu ahnen,
daß er selbst des Trostes bald bedürfen werde. Als er sich
heftig gegen das Interim erklärte, setzte Karl V. 5000 Fl. auf
seinen Kopf, und der fromme Eiferer mußte nun Weib und
Kind verlassen und ins Exil. Nur sein hebräisch Psalmenbuch
begleitete ihn. Da versteckte ihn die edle Gräfin von Schwarz=
burg in dem verborgenen Stüblein auf dem Schlosse Rudol-
stadt lange Zeit. Aber manche Thräne fiel auf seinen Psalter,
wenn er etwa las „deine Kinder werden um deinen Tisch sitzen
wie die Olzweige“ und dabei seiner treuen Scholastica und
seiner Kleinen gedachte. Von da wanderte er nach Schmal-
kalden und sah erst nach Jahren die Seinen wieder ½).
Aber der Aufklärung wich der Aberglaube in Sachsen nech
lange nicht ). Noch wurden Hexen hingerichtet, der Incubus
beschlief die Weiber, und welche Anzeigen dem Tode des Kur-
fürsten Moritz vorausgegangen, zählt Camerarius in seiner Leichen-
1) S. Weichselfelder um Leben des Kurfürsten Johanu Friedrich,
S. 680, wo auch seine Trostbriefe an Johann Friedrich und dessen Ant
wort stehn, und Jöchers Gelehrten-Lexicon.
2) Beispiele davon in: Richard, Lccht und Schatten (1861), S. 14 f