(54 Belehrung der Slaven.
letzteren besonders durch Halberstabt sehr beengtes Bisthum
umfaßte den Hosgar und Friesenfeld und was zwischen Saale
und Mülde lag, nebst einigen Stücken rechts von diesem Flusse.
Bedeutend weiker wurde die Grenze des vornehmlich für die
Lasitzer, Milciener und ihre slavischen Nachbarn jenfeits der
Bober bestimmten Bisthums Meißen gesteckt. Von der Oder-
quelle lief dieselbe zu der der Elbe, von da bis zu dem Punkte,
wo Böhmen und der Gau Nisani zusammenstießen, links von
der Elbe bis zur Muldenquelle, an beiden Seiten des Flusses
hinab bis zu seiner Mäuvung, von hier die Elbe aufwärts bis
an den Gau Nisict, dann Luzizi und Selpuli umfassend bis zur
Beste Zulpize und an die Oder, endlich diese hinnuf bis zu ihrer
Quelle 1). Ein Umfang, der im Entwurf ihm zugedacht, in der
Wirklichkeit aber nie erreicht wurde ).
Bisthümer und Bischöfe mit ihren Capiteln waren da, 5
aber auch Christenthum? Bischof Boso allerdings;, der wackere
Baler von St. Emmeran, ließ sich das Werk der Bekehrung
redlich angelegen sein und schrieb sogar, um die ihm anver-
trauten Seelen wirksamer in der neuen Lehre unterrichten zu
können, eilte Anweisung zu derselben in sladischer Sprache. Allein
die lakeinische Predigt, Messe und Liturgie blieb unverstanden
oder veranlaßte die störendsten Mißverständnisse. Allerdings
isgen zahlreiche deutsche Familien unter den Slaven angesievelt,
Mögen die deutschen Burgbewohner und Kriegsleute, mag Handel-
un#d nachbarlicher Verkehr zur Berbreitung des Christenthums
mit beigetragen haben; aber die Slaven fühlten wohl noch
mehr Abneigung als Sachsen und Thüringer gegen eine Re-
ligion, die ihnen mit Feuer und Schwert gepredigt wurde.
Die Vertreibung des Bischofs Volcold von Meißen im Jahre
984 ist,ein Beweis, daß die große Masse der slavischen Mark-
bewohner damals noch keineswegs dauernd für das Christen-
„ 1) Über die Echtheit der Grenzurkunden vergl. die Note im Cock.
dipl. Bax. I, 1. p. 5. «
’«2)·Vergl’.vlebeidenKartmderMarkgrafschaftewunvBisthilmetim
Limes Borabicus hinter v. Leutsch, Gero. Die wirkliche Größe des
meißner Sprengels auf der Karte bei Calles nach der meißner Matrikel
von 1346. Eine Karte besselben ist für den Schluß des 2. Haapttheils
des Cod. dipl. Sar. in Aussicht gestellt.