Die Mark Meißen 986 — 1090. 78
wesens in der Mark sich ebenso entwickeln sollte wie in den
übrigen Reichsländern, oder ob in der Stellung des Markgrafen
und seiner Aufgabe selbst Etwas lag, was seine Macht consoli-
diren und sein Land gleichsam schließen konnte. Freilich war
aber gleich der nächste. Zeitraum so kriegerisch, waren die böh-
mischen und polnischen Nachbarn so feindselig, die Reihe der
Markgrafen so gemischt, daß eine durchgeführte Politik oder
gar eine Sorge für das innere Leben in der Mark kaum sicht-
bar wird. Das war dem edlen Hause Wettin vorbehalten,
daß alles Bleibende und Große sich an seinen Nainen knüpfen
sollte.
Doch der Grund zum Baue war wenigstens bereits ge-
legt, die Form gegeben, das weitere Material vorhanden, Staat
und Kirche den Grundzügen nach hingezeichnet, Verfassung und
Verwaltung, wenn auch unausgebildet und unvollkommen, doch
begründet, und wenn Alles hätte verfallen wollen, in den Leiden-
schaften der Menschen, in Hab= und Herrschsucht selbst, vor
Allem im Lehensystem und in der kirchlichen Hierarchie dafür
gesorgt, daß die Elemente des neuen Staates ineinandergreifen
und zu einem Ganzen sich vereinigen mußten. Ja der kriege-
rische Zustand selbst, der offene Feind von außen, der heimliche
im Innern zwang die junge Schöpfung ihre ganze Kraft zu
entwickeln und wurde vielleicht segensreicher als tiefer Friede!
2. Geschichte der meißner Mark und des Landes Budissin bis zu dem
ersten Markgrafen aus dem Hause Wettin, 985 — 1090.
Die halbe Wahl= und halbe Erb-Verfassung des König-
thums in Deutschland erregte in den Tagen der säechsischen
Kaiser die blutigsten Unruhen, welche dem Lande hoöchst nach-
theilig und nur etwa der eben sich ausbildenden mächtigen
Aristokratie beförderlich werden mußten. Und wie der tapfere,
Kärtchen. — Die slavischen Namen der im Text angeführten sind:
Bresenice, Gozebudi, Bornz, Rochelitz, Treskowo, Zcolin, Trobeni, Gi-
venkesten, Bidrizi, Mokernik, Budisco, nunc autem teutonice Grim-
merslevo; außerdem Tuchwiha im Tucherinigan, Nerchow, Suselzi, Se-
robez (Schrabiz bei Müleln), Titubutzie, Zolnice, Barboge (Barby),
Cluzi (Kleutsch), Stene, Zianko (Zinnitz bel Calau), ([Niempsi (Nimptsch),
beide in der Niederlausitz, Mochowe (Mochau bei Döbeln), Nimucowa.