Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

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74 Theophano. 
treugesinnte Mann #m Preise itheuer wurde, so istanden auch 
die Herzoge von Polen und von Böhmen wachsam lauernd an 
den Grenzen, um womöglich was slavisch war den Deutschen 
zu entreißen und ihren Slavenstaaten als natürliche Zubehör 
einzuverleiben. Darum mußte, was das Innere des Reiches 
bewegte, nur zu sehr auch an der Grenze durchgefochten wer- 
den. Fast noch schlimmer wird es unter dem strengen und 
begehrlichen Kaiserhaus der Salier, weil sich da die Natlonal- 
antipathie zwischen Sachsen (mit denen die Thüringer damals 
kaum andero als gleiche (Sache haben konnten) und Frauken 
bis zum blutigen Kampfe steigerte. Goldene Tage für Deutsch- 
lands Feinde 1 — 
Als die verwittwete Kaiserin Theophano, hauptsächlich mit 
Hilfe des Erzbischofs Willigis von Mainz und durch die Treue 
der Sachsen ihrem Sohne den Thron umd sich die Regent- 
schaft gegen Herzog Heinrich von Baiern behauptet hatte, richtete 
sich ihre erste Sorge auf den zerrütteten Zustand der wendischen 
Marken. Gerade damals waren fast zu derselben Zeit Mark- 
graf Rikdag von Thüringen und der Markherzog Dietrich von 
der Nordmark gestorben (985). Ohne auf die Söhne der- 
selben Rücksicht zu nehmen, vergab die Kaiserin, in solcher Zeit 
die persönliche Tüchtigkeit höher achtend als das Herkommen, 
die Nordmark einem andern Dietrich 1); über die thüringische 
Mark Rildags setzte sie Ekkihard, den Sohn jenes Günther, 
der einen Theil derselben bereits früher verwaltet hatte, dann 
aus unbekanntem Anlaß abgesetzt worden und 982 in Cala- 
brien gefallen war. Eine audere wichtige Veränderung, welche 
Theophano Hleichzeitig traf, bestand darin, daß nunmehr die 
Würde eines Markherzogs, wie sie noch Dietrich bekleidet 
hatte, aufgehoben und somit das Band, welches bis dahin die 
wendischen Marken unter einander verknüpft hatte, gelöst ward. 
Es gab fortan drei von einander ganz unabhängige Marken 
gegen die Wenden; die Nordmark unter Dietrich, die Ost- 
mark oder Mark Lausitz unter Hodo und die Mark 
Meißen, unnmehr mit den beiden nach Geros Tode gebildeten 
thüringischen Marken, die durch das Vorrücken des deutschen 
1) Vergl. L. Giesebrecht, Wend. Gesch. I, 277.
	        
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