512 Geistiges Leben unter Friedrich August II.
Leichtigkeit des Prodncirens, die ihn in Stand setzte neben einer
Unzahl anderer Compositionen jeden Carneval durch wenigstens
eine neue Oper zu verherrlichen, war der divino Sassone, wie
ihn die Italiener nannten, ganz der Tondichter, wie ihn diese
oberflächliche Gesellschaft bedurfte, ohme Tiefe, aber stets elegant,
zierlich und geschmackvoll. Hasse's Compositionen, der Ruf der
italienischen Sänger, unter denen neben Faustina, die 1751
der Bühne entsagte, Salimbeni und die Albuzzi hervorragten,
die ausgezeichneten Leistungen der Kapelle, deren Accuratesse
und Präcision die Bewunderung aller Hörer weckte, ward
Dresden wiederum, wie früher zur Zeit der italienischen Oper
unter Lotti, zum Wallfahrtsort für alle jungen strebsamen Mu-
siker. Auch Friedrich der Große, der bereits 1740 den Flöten-
spieler Quanz von hier nach Berlin gezogen hatte, schwelgte
während seines dresdner Aufenthalts nach der Schlacht bei
Kesselsdorf in dem Genuß der Hasseschen Musik. Sebastian
Bach dagegen, der in Begleitung seines Sohnes Friedemann
Dresden öfters besuchte um dort zu hören oder Orgel zu
spielen, blieb, wenn er auch 1736 den Titel eines Hofcompo-
siteurs erhielt, ohne merklichen Einfluß auf seine Zeitgenossen
und seine Werke sanken mit seinem Tode (1750) in Vergessen-
heit. Dafür verzweigte sich die italienische Oper auch nach
Leipzig, wo Financi, Mingotti und Locatelli während der Messen
in einer Bude spielten. Da jedoch diese deutsch-italienische
Schule ausschließlich der bei Hofe herrschenden Geschmacksrichtung
huldigen durfte und von Seiten des Publikums, das bei allen
Vorstellungen bloß als die geladenen Gäste des Hofes erschien,
nichts von der erziehenden Kraft einer öffentlichen Meinung an
sich verspürte, so mußte sic bald in Einseitigkeit verfallen und dies
führte dazu, daß man die Abwechselung, die der Mufik fehlte,
im Glanz der äußern Ausstattung suchte; die Inscenesetzung
von Hasse's Oper Solimano kostete 100000 Thaler, wurde
aber durch die Pracht des Triumphzuges im Ezio noch weit
übertroffen. Es war daher eine wichtige Neuerung, als 1746
zum erstenmale Opernvorstellungen gegen Eintrittsgeld gegeben
wurden, der erste Schritt, durch den sich der Geschmack des