Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

1. Kapitel. Voraussetzungen und Arten des Luftverkehrs. 489 
Fahrt in der Windrichtung die volle Geschwindigkeit des Windes an- 
nimmt. In der Luft ergreift die Luftbewegung die ganze in Frage 
kommende Schicht des Verkehrsraums und wirkt deshalb auf das ge- 
samte Fahrzeug ein. Dabei ist die Bremswirkung der Luft so gering, 
daß ein Luftschiff bei der Fahrt mit dem Winde die volle Wind- 
geschwindigkeit annimmt und zu seiner etwaigen Eigengeschwindigkeit 
hinzufügt. Aber die geringe Bremswirkung der Luft verhindert es auch, 
gegen entgegenwehende Winde zu kreuzen. Will ein Luftschiff gegen 
den Wind fabren, so mulh seine Spitze grade dagegen gestellt sein. Ist 
die Eigenbewegung des Luftschiffs ebenso groß wie die Geschwindig- 
keit des entgegenwehenden Windes, so kann das Schiff nicht vorwärts- 
rücken; ist seine Eigengeschwindigkeit größer, so wird es zwar vor- 
wärts kommen, aber seine Geschwindigkeit vermindert sich um die des 
entgegenwehenden Windes, und ist seine Eigengeschwindigkeit geringer, 
s0 wird es zurückgetrieben, aber nicht mit der vollen Geschwindigkeit 
des entgegenwehenden Windes. 
Die Körperlichkeit der Luft ist nach dem gesagten zwar viel ge- 
ringer als die des Wassers, aber sie feblt nicht und reicht aus, um mit 
Hilfe bestimmter Veranstaltungen Fahrzeuge in den Luftraum zu heben 
und dort zu bewegen. 
5 2. Die Arten des Luç/trerkers 2/#d 1re Fordetssetz##en9en. Die 
natürlichen Vorbedingungen für den Luftverkehr sind nach dem dar- 
gelegten wesentlich anders als für den Seeverkehr. Das Seeschiff bedarf 
irgend einer bewegenden Kraft, um vorwärts zu kommen. Ein Luft- 
fahrzeug bedarf nicht nur einer derartigen Kraft, eines „Vortriebs“ 
(„Antriebst), sondern es braucht auch eine Kraft, um in den Luftver- 
kehrsraum gehoben und dort gehalten zu werden, eines „Auftriebs“. 
Der Auftrieb kann gegeben sein und ist tatsächlich gefunden worden, 
ohne daß auch zugleich ein selbständiger Vortrieb zur Verwendung 
kommt. Solche Fahrzeuge sind unvollkommen. Sie gelangen zwar in 
den Luftverkehrsraum, aber sie haben keine eigene Vorwärtsbewegung. 
Sie sind deshalb vollständig abbhängig von dem gerade vorhandenen. 
Winde und müssen seine Bewegung annehmen. Man kann nicht sagen, 
daß solche Fahrzeuge wertlos sind. Sie haben für die wissenschaft- 
liche Erforschung der Luft, für Erkundungszwecke im TKriege, 
ja selbst für den Personen- und Nachrichtenverkehr eine gewisse 
Bedeutung, aber ihnen fehlt die Zielsicherbeit, die allein den Luftfahr- 
zeugen eine wirkliche Verkehrsleistung gröberer und dauernder Art 
ermöglichen kann. Dazu bedarfs es eines Vortriebs, der dem Fahr- 
zeuge nicht eine abgeleitete, sondern eine unmittelbare Eigenbewegung 
verleiht und ihm dadurch gestattet, sein Ziel auch bei ungünstigen 
Windverhältnissen zu erreichen. Die allgemeine Voraussetzung für die 
Lenkbarkeit der Luftfahrzeuge ist erst mit einem solchen Vortriebe gegeben.
	        
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