576 VI. Ahbschnitt. Der Post- und elektrische Nachrichtenschnellverkehr.
Staatsverwaltung kamen. Für die Stadtbriefbeförderung in London wurde
durch Dockwass nach den Ideen von RoERr MunnAT eine Stadt-
post (penny-post) als Privatanstalt begründet, die später in die Staatspost
übernommen wurde. Im übrigen war die Entwickelung auch hier einheitlich.
Anders in Deutschland. Hier wurde das vom Kaiser beanspruchte
und an die TaNIS8 — 1625 an LAMORAL v. TáxAIS — erblich zu Lehen
gegebene Regal von den gröberen Landesfürsten nicht anerkannt. Hatten
doch die Kaiser selbst in ihren österreichischen Landen eine Landespost,
und Brandenburg, Sachsen und andere Staaten nahmen das gleiche Recht
für sich in Anspruch. Die TaAls hatten aber nicht nur gegen diese,
sondern auch gegen die Ende des 16. Jahrhunderts neu eingerichteten
städtischen Botenanstalten ihre Ansprüche zu verteidigen. Der letztere
Wettbewerb fiel gegen Ende des 17. Jahrhunderts fort; die Reibereien
mit den Landesfürsten bestanden aber auch im 18. Jahrhundert fort, und
tatsächlich konnten die — seit 1686 gekfürsteten — Taxls die
Landesposten in Österreich, Preußen, Sachsen, Braunschweig und Hessen
nicht verdrängen. Immerhin umfaßte das TaAxlssche Postgebiet nicht
nur das ganze Süd- und Westdeutschland, sondern auch einen Teil
Mitteldeutschlands. Das Gebiet verminderte sich seit 1790, und nament-
lich der Friede von Luneville (1801), der den Rhein als Grenze zwischen
Deutschland und Frankreich setzte, schmälerte das TaAxssche Postgebiet
beträchtlich. Mit der Schaffung des Rheinbundes und der Auflösung
des alten Deutschen Reichs zerfiel auch die Reichspost, soweit die
Taxlssche Post diesen Namen verdient. Ihre Ersetzung durch Landes-
posten dehnte die Zersplitterung des deutschen Postwesens so aus, daß
1811: 31 verschiedene Postverwaltungen in Deutschland (darunter 16
Taxlissche Gebietsanstalten) vorhanden waren.
Durch die Bundesakte von 1815 wurde der im Reichsdeputations-
hauptschluß von 1803 bezeichnete Besitzstand der TAKISschen Posten
grundsätzlich wiederhergestellt, sodab die TaANIs wieder zu gröherer
Bedeutung für das Postwesen gelangten. Das verminderte die Zer-
splitterung, ohne sie zu beseitigen.
Die Hauptleistungen des 19. Jahrhunders für das Postwesen waren
für Deutschland die Beseitigung der Zersplitterung des Postwesens, für
die Welt die Abstreifung des rein fiskalischen Zuschnitts der Post und
die Schaffung des Weltpostvereins, abgesehen von der Verwertung der
neuen Verkehrsmittel, insbesondere der Eisenbahnen für den Postdienst,
die in England schon am 11. November 1830 begann und die schon
im 18. Jahrhundert erhöhte technische Leistungsfähigkeit der Post be-
deutend steigerte.
Was den ersten Punkt anlangt, so hatte Preußen schon 1842 die
Notwendigkeit eines einheitlichen deutschen Postgebietes betont. Am
6. April 1850 fand dieser Gedanke durch den deutsch-österreichischen