102
von dem Zeitpunkte an, in welchem die Kirche diesen erhalten,
hätten die Fortschritte in Eurepa begonnen; aber die Zer-
rüttung der öffentlichen Ordnung sei wieder eingetreten, seit
die Diener des religiösen und auch des politischen Ministeriums
absetzbar und besoldet wurden. 1
So gelangt denn Bonald endlich auf dem langen Wege
von dem Anfange alles menschlichen Denkens an auf Frr-
wegen und Abschweifungen der verschiedensten Art zu dem
dürftigsten Resultate, zu dem er überhaupt gelangen konnte:
zu der Verherrlichung der mittelalterlichen Gesellschaftsver-
fassung, des Fcudal= und Pfründenwesens, aber ohne die
Schranken wieder aufzurichten, die das einer absoluten Fürsten-
gewalt so feindliche Mittelalter den Herrschern überall gesetzt,
freilich auch ohne zu bedenken, daß die von ihm so energisch
vertretene Einheit der Staatsgewalt 2) nirgends weniger als
in der Lehnsverfassung gewahrt war, und daß die Ausführung
seiner eigenen Vorschläge die monarchische Gewalt abermals
wie im Mittelalter zu nichts anderem als dem principiellen
Ausgangspunkte einer halb weltlichen, halb geistlichen Aristo=
kratie herabsetzen würde.
Von wesentlich gleichen Prämissen gelangt de Maistre
zu wesentlich gleichen Resultaten. z) Auch er kämpft wie Bo-
nald gegen die Ideen der Revolution, welche seit der Re-
formation Curopa beunrubigen und erschüttern 4), und auch
1) Bonald, a. a. O., S. 318.
2) Ebendas., S. 243, 244.
3) Von den verschiedenen Schriften des Grafen Joseph de Maistre
untersuche ich hier nur eine einzige und zwar die bedeutendste (Du Pape,
1817), welche mir leider nur in einer deutschen Uebersetzung von Moritz
Lieber (Frankfurt a. M. 1822) zugänglich gewesen ist.
4) Vom Papst, Vorrede zur ersten Ausgabe, S. 25.