Full text: Das Legitimitätsprincip.

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Aehnliche Anschauungen wurden endlich auch von solchen 
vertreten, welche einer selbständigen Thätigkeit auf dem Ge- 
biete der Politik fremd waren. 1) Die mächtige Coalition 
gegen Napoleon schien ganz Europa in eine Art Conföde- 
ration zur Erhaltung des Weltfriedens umgewandelt zu haben, 
welche durch den Wiener Congreß zu imposanter äußerlicher 
Erscheinung gebracht wurde. Napoleon war als Feind der 
europäischen Ruhe geächtet worden; ja des abtrünnigen 
Ney Bestrafung wurde nach der zweiten Errichtung des 
Bourbonenthrons als Satisfaction für Europa verlangt.2) 
Von den verschiedensten Seiten wurden Ansichten laut, nach 
denen Europa kein geographischer Begriff, sondern „eine ein- 
zige Staatengemeinde" 8) sei, welche als solche Rechte wie 
Pflichten besitze und Störungen der allgemeinen Ordnung zu 
strafen, Streitigkeiten zwischen den Völkern aber auf andere 
als kriegerische Weise zu schlichten habe. 
Dieselben Gedanken finden schließlich eine vertragsmäßige 
Anerkennung in der Heiligen Allianz.) 
Die drei Souveräne, welche die Heilige Allianz stiften, er- 
klären zunächst vor dem Angesicht der ganzen Welt ihren 
unerschütterlichen Entschluß, als Regel ihres Verhaltens sowol 
in der Verwaltung ihrer eigenen Staaten, als auch in ihren 
politischen Beziehungen zu allen übrigen Regierungen die Vor- 
schriften der christlichen Religion anerkennen zu wollen. Dem- 
1) Gervinus, Geschichte des 19. Jahrhunderts, I, 248. 
2) Ebendas., S. 167. 
:) Ebendas., S. 248. 
) Traité dit de Sainte-Alliance, signé entre LL. MM. empe- 
reur de Russie, Pempereur d’Autriche et le roi de Prusse à Paris 
le 14/26 Sept. 1815 (Ch. de Martens, Recueil manuel, III, 202). 
Brockhaus, Legitimitätsprincip. 4
	        
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