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Interessen beschränkte Absolutismus der alten legitimen Herr-
scher den Völkern irgendwelche Sicherheit für die Freiheit des
Einzelnen wie die Wohlfahrt des Ganzen zu bieten vermöge.
Wie die Französische Revolution die unklare Herrschaftsweise
des alten, so hatte der Sturz Napoleon's die geistvollere Ty-
rannei des modernen Staats gerichtet; überall suchte man
nach neuen Staatsformen, welche die von legitimen wie
illegitimen Fürsten so oft verletzten Rechte der Unterthanen
sicherstellen, garantiren sollten.
Dazu kam, daß der Funke, welcher mit der Proclama=
tion der allgemeinen Menschenrechte und der Souveränetit
des Volks in den mürben Zunder der alten Gesellschaft und
des alten Staats hineingeworfen worden, und in Frank-
reich ein so verzehrendes Feuer entzündet hatte, immer
noch glimmte. Auch als die französische Republik von der
Freiheit ebenso fern war, wie nur eine asiatische Despotie,
hatte ihr nicht beifallen können, die Souveränetät des Volks,
die Freiheitsrechte des einzelnen sammt allen hieraus gezoge-
nen Folgerungen irgendwie in Zweifel zu ziehen. Napoleon
hatte den Gedanken einer unterschiedslosen Gleichheit aller,
das Recht des Volks wenn nicht auf die Ausübung der Herr-
schaft, so dech auf die Berufung des Herrschers ausdrücklich
anerkannt und selbst sein eigenes Recht auf die Souveränetät
des Volks gegründet. Er hatte sogar in allen mit Frankreich
unmittelbar oder mittelbar verbundenen Ländern durch die Ver-
kündigung gleichförmiger, ja fast gleichlautender Verfassungen
die Gedanken, welche die Französische Revolution zuerst in
klarer Formulirung den europäischen Völkern entgegenge-
rufen, zu einem Gemeingut der meisten Nationen unsers
Welttheils gemacht und so den glimmenden Funken, den
selbst seine eherne Faust zu zerdrücken nicht vermochte, un-