Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Zweiter Band. Von der Marokko-Krise bis zum Abschied. (2)

Wechsel im 
Preußischen 
Ministerium 
des Innern 
180 A LA SUITE 
und gleichzeitig, um mit Goethe zu sprechen, ein wahrhafter Deutscher 
war. Adolf von Deines starb nicht lange vor Beginn des Weltkriegs an den 
Folgen einer schweren Operation unter großen Schmerzen. Zu der ihn 
pflegenden Diakonissin sagte er: „Ich klage nicht über die Schmerzen, die 
ich empfinde. Aber, liebe Schwester, der Tod auf dem Schlachtfeld ist doch 
schöner.“ Während des Manövers ließ mich der Kaiser zu meiner Freude 
zweimal mein altes Regiment vorbeiführen, im Trabe und im Galopp. Als 
ich nach dem Vorbeimarsch mit der vorschriftsmäßigen Volte mich links 
von Seiner Majestät postierte, sagte mir Deines, der neben dem Kaiser 
hielt: „Das du die Volte so schön geritten hast, macht Seiner Majestät 
mehr Spaß, als wenn du ihm die längsten Denkschriften schmiedest.‘“ 
Ich begrüßte später die Offiziere meines Regiments, von denenein Jahrzehnt 
später viele ihre Treue für König und Vaterland mit ihrem Blute besiegeln 
sollten. Auch im Weltkrieg hat das Königshusaren-Regiment, an dessen 
Spitze im vergangenen Jahrhundert Graf Karl Lazarus Henckel von Don- 
nersmarck, Graf Eduard von Oriola,: Graf Carl von der Goltz, der Freiherr 
Walter von Loö, der Prinz Heinrich XIII. Reuß, Karl von Colomb, Richard 
von Winterfeld und Friedrich von Hertzberg gestanden haben, seinem alten 
kriegerischen Ruhm Ehre gemacht. und neue Lorbeeren um seine stolze 
Standarte geflochten. . 
Während des Manövers, unmittelbar nach dem Parademarsch, über- 
reichte mir der Kaiser das Patent, durch das er mich zum General a la 
suite der Armee mit der Uniform des Königshusaren-Regiments ernannte. 
Das Patent lautete: „Hochgeborener Fürst! Es ist mir besonders er- 
freulich, Ihnen an dem heutigen Tage einen erneuten Beweis Meiner wohl- 
wollenden Gesinnungen dadurch zu geben, daß ich Ihnen, unter Belassung 
der Uniform des Husaren-Regiments König Wilhelm I. (1. Rheinisches 
Nr. 7), hierdurch den Charakter als Generalmajor verleihe. Ich verbleibe 
mit besonderer Wertschätzung des Herrn Fürsten wohlgeneigter und stets 
dankbarer Wilhelm R.“ Die Schlußworte „und stets dankbarer‘‘ waren 
von Seiner Majestät eigenhändig hinzugefügt und das Wort „stets“ doppelt 
unterstrichen worden. 
Im März 1905 war der Minister des Innern, der biedere Freiherr Hans von 
Hammerstein, einem Herzschlag erlegen. Bei ihm wie ein Jahr später 
bei Richthofen war Überarbeitung die eigentliche Todesursache. Hammer- 
stein starb so arm, und die Witwenpensionen waren damals so bescheiden, 
daß die Familie des Staatsministers kaum die Beerdigungskosten und die 
Kosten für den Umzug in ihr Lüneburger Häuschen bestreiten konnte. 
Wenn ich angesichts solcher Einfachheit und Genügsamkeit auf die in den 
Anfängen der Republik bei uns eingerissene Unwirtschaftlichkeit blicke, 
so möchte ich den Machthabern jener Zeit zurufen, was bei Vergil der
	        
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