Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Zweiter Band. Von der Marokko-Krise bis zum Abschied. (2)

DER KAISER UND DIE BRAUT sl 
deutschen Prinzessinnen. Dabei aber wird sie von keiner mir bekannten 
deutschen Prinzessin an Herz und Charakter übertroffen.“ Diese Beur- 
teilung hat Prinzeß Cecilie als Kronprinzessin vollauf gerechtfertigt, im 
Glück wie im Unglück. Durch die Anmut und die Natürlichkeit ihres 
Wesens, ihren großen Liebreiz eroberte sie alle Herzen. Durch ihren Ver- 
stand, ihr Streben, sich geistig immer weiter auszubilden, den Ernst ihrer 
Lebensauffassung, ihre Pflichttreue gewann sie die Achtung aller, die ihr 
nähertraten. Sie hat Anspruch auf das Lob, das in einem seiner schönsten 
Gedichte Heinrich von Kleist der Königin Luise spendete. Auch Kron- 
prinzessin Cecilie hat mit der Grazie Schritt auf jungen Schultern das 
Unglück edel getragen. Am 4. September 1904 teilte mir die Kaiserin auf 
dem Herbstmanöver des 9. Armeekorps in Altona mit, daß die Verlobung 
des Kronprinzen mit der Prinzessin Cecilie in Schloß Gelbesande bei Doberan 
stattgefunden habe. Im Laufe des Paradediners, das am Abend im Hotel 
Kaiserhof in Altona stattfand, proklamierte der Kaiser freudestrahlend in 
schwungvoller Rede die vollzogene Veriobung. Mit Tränen der Rührung 
und Freude in den Augen erhob die gute Kaiserin das kleine Gläschen, das 
vor ihr stand, und trank mir zu.
	        
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