Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Dritter Band. Weltkrieg und Zusammenbruch. (3)

70 DIE EWIGE STADT 
ständigt, erheblich vergrößert und durch manchen seltenen Druck be- 
reichert habe. Den großen Salon der Villa Malta ziert ein von Graf Bobrinski 
in den sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts in Venedig 
gekaufter herrlicher Fries von Paolo Veronese, der den Wettstreit des 
strahlenden Gottes des Gesauges und Saitenspiels, Phoebus Apollo, mit 
dem eitlen Ilötenbläser Marsyas darstellt. Ich selbst habe später für die 
große Halle einen Tries des Cinquecento-Malers Marcello Fogolino er- 
worben, der uns den Triumph des Bacchus vor Augen führt, mit einer präch- 
tig gezäumten Löwin, mit Schildkröten und Putten. Der schönste Schmuck 
der Halle ist ein kunstvoller Marmorkamin deutschen Ursprungs, den 
Bobrinski aus dem am Tiber gelegenen Palazzo Altemps erwarb. Diesen 
Palast hat im sechzehnten Jahrhundert Marcus Siticus erbaut, aus dem 
oberrheinischen Geschlecht Hohenems. Der hatte als tapferer Condottiere 
gegen Florentiner und Türken gefochten, vertauschte aber das Koller mit 
der Soutanc, als er bei einem Wagensturz, nicht weit von San Pietro in 
Vincoli, wie durch ein Wunder dem Tode entging. Er wandelte seinen 
deutschen Namen Hohenems in den römischen Altemps (Alta-Ems) 
um. Vor seinem Wagenunfall soll er mit einer schönen Genueserin einen 
Sohn gezeugt haben, der Ahnherr des Hauses Altemps wurde. Marcus 
Siticus wurde Nunzius am Wiener Hofe und fungierte als Legat beim 
Konzil in Trient, wo er sich als scharfer Ketzerfeind betätigte. Er liegt 
in Rom begraben, in der Kapelle del Sacramento in Santa Maria in 
Trastevere. In seiner monumentalen Geschichte der Päpste gedenkt 
Ludwig von Pastor des Kardinals Marcus Siticus, der Villa Malta und des 
Kamins in der Villa Malta. 
Mein erster Gang in Rom galt dem Blick vom Kapitol hinab auf das 
Forum und hinüber zum Palatin. Das Forum! „And in yon field below, 
a thousand years of silenced factions sleep.‘ Bei diesem Anblick und in Er- 
innerung an die Byronschen Verse überkam mich eine Ahnung, daß auch 
über den schwarzblauen Block wie über das Ächzen und Krächzen banau- 
sischer und bildungsfeindlicher Sozialdemokraten das Rad der Zeit weg- 
rollen würde. Ich dachte an Chateaubriand, der aus Rom schrieb: „Cette 
Rome, au milieu de laquelle je suis, devrait m’apprendre a me£priser la 
politique. Ici la liberte et la tyrannis ont &galement peri; je vois les ruines 
confonducs de la republique romaine et de l’empire de Tibere; qu’est-ce 
aujourd’hui que tout cela dans la möme poussiere? Le capucin qui balaye 
en passant cette poussiere avec sa robe, ne semble-t-il pas rendre plus sen- 
sible encore la vanite de tant de vanites?“ 
Ich ging nach der Villa Mattei, wo ich oft mit meinem Freunde Adolf 
Wilbrandt geweilt hatte. Er liebte dort die Verse von Eichendorff zu 
zitieren:
	        
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