Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Zweiter Band. Heer und Heimat 1914-1918. (2)

78 Zweites Kapitel 
Einer besseren Ausbildung kam auch die Januar 1915 befohlene 
Aufstellung zweiter Ersatzbataillone zustatten. 
Erschwert wurde die Ausbildung dadurch, daß die Anforderungen 
einzelner Stellen des Feldheeres sehr verschieden waren und mehrfach 
wechselten. So forderte ein kommandierender General die Beibehal- 
tung des Exerziermarsches (mit durchgedrückten Knien) und des Präsen- 
tiergriffes, da sonst die Disziplin verloren ginge! Das Verhalten der 
ihm unterstellten Truppen hat später die Grundlosigkeit seiner Be- 
sorgnis erwiesen. 
Nach den großen Kämpfen im Sommer und Herbst 1917 mußte 
die Ausbildung vielfach geändert werden. Der Chef des Generalstabes 
des Feldheeres stimmte dem Kriegsministerium darin zu, daß die Re- 
kruten die Anfangsgründe des Grabenkrieges bei den Ersatz-Truppen- 
teilen lernen sollten. Dagegen sollte alles, was darüber hinausgehe, 
vor allem Schulung als Sturmtrupp, fortfallen, da es leicht in Spie- 
lerei ausarte oder, auf ungenügende Fronterfahrung aufgebaut, falsche 
Begriffe und Bilder lehren könnte. 
Der vom Kriegsministerium Herbst 1917 gemachte Vorschlag, 
von den Feldregimentern mit ständigem Wechsel auf 4—6 Wochen 
einen älteren kriegserfahrenen Offizier sowie einige Unteroffiziere und 
Gefreite zu den Ersatztruppenteilen und umgekehrt Offiziere und Unter- 
offiziere auf kurze Zeit zu den Feldtruppen zu kommandieren, wurde 
leider von der O. H. 2. abgelehnt. Nur die beschränkte Kommandierung 
von Offizieren der Ersatztruppen zur Front wurde zugestanden. 
Die erwähnten Schwierigkeiten müssen bei Beurteilung der Lei- 
stungen der Ersatztrupppenteile unbedingt in Rechnung gezogen werden, 
um ein richtiges Bild zu bekommen. Dann wird man sehen, was in 
den Kriegsjahren unter den schwierigsten Verhältnissen geleistet ist 
und den in Betracht kommenden Stellen die ihnen gebührende Anerken- 
nung nicht versagen. 
Die Heeresverwaltung hat Mißhandlungen aufs schärfste gemis- 
billigt und ist fortgesetzt bemüht gewesen, gegen sie anzukämpfen. 
Auch der General-Feldmarschall v. Hindenburg ermahnte durch 
einen Erlaß die Offiziere, die Leute ordentlich zu behandeln, vor allem 
Schimpfereien zu unterlassen. Gegen dieses Unwesen müsse mit aller 
Schärfe vorgegangen werden. 
Von vielen, namentlich jüngeren Vorgesetzten wurde nicht genügend
	        
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