KUNDGEBUNGEN ZUR „DEUTSCHEN POLITIK“ 135
von uns militärisch vertreten und mit welchem Erfolg sie militärisch und
diplomatisch durchgeführt wird. Der letzte und volle Wert eines Bündnisses
kann nur im Ernstfalle erprobt werden.“ Der tragische Hochsommer 1914
hat auch diesen Satz nur zu sehr bestätigt.
Walter Rathenau, dem ich meine Betrachtungen über deutsche Politik
hatte zugehen lassen, telegraphierte mir: „Aufs herzlichste danke ich Euer
Durchlaucht für dieses große Werk, das mit den Gedanken und Er-
innerungen des Fürsten Bismarck die bedeutendste Kundgebung des
Geistes deutscher Geschichte darstellt.‘“ Graf Clemens Podewils, der mir
als Bayrischer Ministerpräsident während fünf Jahren ein treuer Mit-
arbeiter am Ausbau der deutschen Einheit und Machtstellung gewesen war,
schrieb mir: „Eurer Durchlaucht große Veröffentlichung habe ich mit Be-
geisterung studiert und studiere sie immer wieder. Neid ist mir nicht an-
geboren, aber hier habe ich stark dagegen anzukämpfen. Ich habe mir
schließlich gesagt: man kann doch auf Goethe nicht neidisch sein.“ Noch
mehr als diese Kundgebungen, die ich zum guten Teil auf das Konto
persönlicher Freundschaft setzte, freute es mich, daß ich von meinem
lieben Königshusaren-Regiment, dem ich ein Exemplar meines Buches
hatte zugehen lassen, das nachstehende Schreiben erhielt: „Euer Durch-
laucht darf ich im Namen des mir unterstellten Offizierkorps bitten,
unseren ehrerbietigsten Dank entgegenzunehmen für das sehr gütige
Schreiben vom 27. Januar und das wertvolle Geschenk. Das Werk soll in
unserer Regimentsbibliothek den ehrenvollsten Platz erhalten. Wenn wir
auch schon ohnehin mit aufrichtigem Stolz empfinden, Euer Durchlaucht
zu den Unsrigen zählen zu dürfen, so werden doch spätere Generationen
durch dieses bleibende Andenken stets noch besonders daran gemahnt
werden, daß Euer Durchlaucht mit dem Regiment für alle Zeiten so eng
verbunden sind. Für die uns hochbeglückende Versicherung kamerad-
schaftlicher und treuer Anhänglichkeit spreche ich Euer Durchlaucht
ebenfalls unseren ganz besonders warm empfundenen Dank aus und ge-
statte mir, die Bitte hinzuzufügen, uns allezeit diese wohlwollende Ge-
sinnung gütigst zu erhalten. Mit dem Ausdruck allergrößter, unwandelbarer
Verehrung habe ich die Ehre zu sein Euer Durchlaucht gehorsamst
ergebenster Jobst Hermann Graf Lippe, Oberstleutnant und Kommandeur
des Husaren-Regiments König Wilhelm I.“
Während des Weltkrieges, im Frühjahr 1916, habe ich meine Gedanken
über deutsche Politik noch einmal in Buchform erscheinen lassen. Selbst-
verständlich konnte ich, nachdem es meinem Nachfolger nicht gelungen
war, den Frieden aufrechtzuerhalten, damals manches ausführen, was ich
drei Jahre früher hatte unterdrücken müssen. Auf der Höhe des Welt-
krieges durfte andrerseits ein Patriot nichts sagen, was unsere Feinde als