Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Dritter Band. Weltkrieg und Zusammenbruch. (3)

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auch die Leitung der Friedensverhandlungen übertragen werden möge. 
Ehrlicher waren die Wünsche des Musikers Engelbert Humperdinck, des 
liebenswürdigen Komponisten der reizenden Märchenoper „Hänsel und 
Gretel“, der uns während seines zweimaligen Winteraufenthaltes in der 
„Villa Falconieri“ in Frascati ein lieber Freund geworden war. Und am 
meisten freute mich ein Gedicht, das mir der Schriftleiter des „Kladde- 
radatsch‘, Paul Warncke, in seinem Blatt widmete. Waroncke war mir, wie 
sein Vorgänger Trojan, ein guter Freund. Der „Kladderadatsch‘, dessen 
sämtliche Jalırgänge seit 1848 meine Bibliothek zieren und der meinem 
großen Amtsvorgänger Bismarck auch über das Grab hinaus die Treue 
hielt, hat mir, solange ich im Amte war, nach dem Rat des Horaz, ridendo 
dicere verum, oft lachend die Wahrheit gesagt. Dem Entamteten blieb das 
älteste und beste Organ deutschen Humors und der Berliner Satire wohl- 
wollend und freundlich gesinnt. 
Ich möchte noch ein Briefchen der Witwe des hochverdienten Ministers 
Rudolph Delbrück, des Mitarbeiters Bismarcks in großer Zeit, erwähnen, die 
meiner Frau schrieb: „„Groß ist die Freude in allen Kreisen, den Fürsten 
wieder als unseren offiziellen Vertreter nach Rom gehen zu sehen, gemein- 
sam mit Eurer Durchlaucht. So ist nun endlich erfolgt, was wir seit langer 
Zeit für unser Vaterland erhofft und ersehnt hatten, und es drängt mich, 
meine innige Befriedigung und F'reude darüber auszusprechen! Gott wolle 
Sie beide segnen, zum Wohle Deutschlands und zu Ihrer eigenen hohen 
Befriedigung in der Arbeit für unser Vaterland!“ Walter Rathenau 
telegraphierte mir: „Hocherfreut, daß Euer Durchlaucht sich entschlossen 
haben, in schwerer Zeit in die Staatsgeschäfte einzugreifen, vertraue ich 
alter Kraft und neuem Glück.‘ Die deutsche Presse, ohne Unterschied der 
Partei, gab ihrer Genugtuung über meine Entsendung Ausdruck. Mit Recht 
konnte der Leiter der agrarischen „Deutschen Tageszeitung“, der Reichs- 
tagsabgeordnete Dr. Georg Oertel, mir schreiben: „Ich wünsche von ganzem 
Herzen, daß die Tätigkeit Eurer Durchlaucht erfolgreich sein möge. Das 
ist nicht nur mein tiefempfundener Wunsch, sondern der des ganzen Volkes 
ohne jeden Unterschied der Partei.“
	        
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