Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Dritter Band. Weltkrieg und Zusammenbruch. (3)

v. Hindenburg 
v. Schweinitz 
v. Stock- 
hammern 
226 HELFER BÜLOWS 
Schwatzbude im Reichstag schließen, die Minister für ziemlich überflüssig 
erklären und bitten, auch fernerhin von Kommandierenden Gencrälen 
regiert zu werden.“ Isaak war der Spitzname des Generals von Kessel, 
eines besonderen Lieblings Seiner Majestät, der während des Krieges als 
stellvertretender Kommandierender General des Gardekorps und Gou- 
verneur von Berlin fungierte. Die Zukunft hat leider nicht Wilhelm II. 
recht gegeben, sondern der Königin Margherita. 
Eine gute Stütze war mir während der schweren Wintermonate der 
Botschaftsrat von Hindenburg. Er war ein Sohn des damals schon 
verstorbenen Generals von Hindenburg, eines alten Gardeschützen, der 
ein leiblicher Vetter des großen Feldmarschalls war. Durch seine Mutter 
war der Botschaftsrat von Hindenburg ein Enkel des langjährigen Bot- 
schafters in Paris und London, des Fürsten Herbert Münster. Er selbst war 
vermählt mit einer Engländerin, die sich mit Takt, mit Würde und Herzens- 
güte in die schwierige Lage fand, in die sie durch den Krieg zwischen ihrer 
Heimat und dem Lande ihres Mannes geriet. Militärattache war der Major 
von Schweinitz, der Sohn des ehemaligen deutschen Botschafters in 
Wien und in St. Petersburg. Wie viele Hoffnungen wurden durch den Krieg 
und seine Folge, die Revolution, zerstört! Wilhelm von Schweinitz war ein 
hervorragend tüchtiger, dabei hochgebildeter Offizier, dem eine schöne 
Zukunft winkte. Er hätte einen gleich guten Kommandierenden General 
wie Botschafter, Generaladjutanten wie Oberhofmarschall abgegeben. 
Wenn ich ihn ansah, dachte ich an das Wort von Goethe, daß die größten 
Vorteile in der Gesellschaft ein gebildeter Offizier genieße. Wilhelm 
Schweinitz vereinigte die Vorzüge zweier Rassen. Von väterlicher Seite 
entstammte er einer alten schlesischen Adelsfamilie und besaß alle guten 
Eigenschaften des preußischen Junkers. Von seiner amerikanischen Mutter 
hatte er weiten Blick und praktischen Sinn geerbt. Als Wilhelm von 
Schweinitz geboren wurde, es war in der ersten Hälfte der siebziger Jahre, 
hatte der Vater, der damalige deutsche Botschafter in Wien, seinen 
Schwiegervater, den amerikanischen Gesandten Mr. Jay, indem er auf die 
Wiege blickte, in welcher der Knabe lag, gefragt: „Was soll nun der Junge 
werden, Kaiser von Amerika oder Präsident der deutschen Republik ?“ 
Die erste Eventualität dürfte ganz ausgeschlossen sein, die zweite nicht 
wahrscheinlich. Wilhelm Schweinitz und Herbert Hindenburg waren mir 
loyale und treffliche Mitarbeiter. Vor allem fand ich eine nie versagende 
Stütze an dem einige Wochen vor meiner Ankunft in Rom der bayrischen Ge- 
sandtschaft beim Quirinal zugeteilten bayrischen Kämmerer und Geheimen 
Legationsrat Franz Xaver von Stockhammern, der mir und dem 
Vaterlande durch seine Vertrautheit mit italienischer Sprache und Kultur, 
seine Arbeitskraft und Arbeitslust, noch mehr durch seinen zuverlässigen
	        
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