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Spitze dieses Dienstes gestanden hat. Unter Wahrung dieser Diskretion bin
ich der von mir wohlbekannter Seite verbreiteten tendenziösen und un-
wahren Behauptung entgegengetreten, als ob ich nach meinem Eintreffen
in Rom die Verhältnisse zu schwarz gemalt hätte, wenn ich pflichtgemäß
auf die Gefahr eines italienischen Vorgehens gegen Österreich hinwies. Die
Tatsache, daß es mir trotz der größten Schwierigkeiten und allem, was vor
meinem Eintreffen in Rom versäumt und verdorben worden war, gelungen
ist, dieses italienische Vorgehen um Monate hinauszuschieben, darfich wohl
als Beweis dafür gelten lassen, daß meine persönliche Position in Rom, die
ich rückhaltlos in den Dienst des Landes gestellt habe, eine bessere war, als
mündlich und schriftlich von einer anderen, Ihnen ebenfalls bekannten
Stelle, vor meiner Entsendung nach Rom verbreitet wurde. Wenn Sie,
lieber Herr von Bethmann, auf angebliche Äußerungen von mir über die
Vorgeschichte des Krieges hindeuten, so bitte ich, mir diejenige Person
zu nennen,die gewagt hat, zu behaupten, daß ich in meinen Worten gerade
über diesen Gegenstand Unzutreffendes gesagt und die Grenzen über-
schritten hätte, die mir mein Patriotismus, meine Vergangenheit und meine
persönliche Würde ziehen. Ich weise jede derartige Insinuation mit der
größten Entschiedenheit zurück. Es bedarf für mich nicht der Erinnerung,
daß in dem furchtbaren Kampf, in den die Nation hineingeführt worden
ist, Einheit und Geschlossenheit nottun. Daß solche Geschlossenheit und
Einheit die Vorbedingung wie des Sieges so eines würdigen Friedens sind,
ist mir wohl bewußt, und wo ich Gelegenheit fand, habe ich gerade dies
betont. Wenn Ihnen hinterbracht sein sollte, ich hätte geäußert, dieser
Krieg streife nahe an einen Präventivkrieg, u. ä., so ist der Denunziant
entweder nicht imstande, die Tragweite einer politischen Äußerung richtig
einzuschätzen, oder er sat bewußt die Unwahrheit. Was aber meine eigene
Amtsführung anlangt, so möchte ich hier nicht auf diesen Gegenstand aus-
führlicher eingehen und beschränke mich auf den Hinweis, daß Sie mit
den Vorgängen von 1905 und 1908/1909 naturgemäß nicht näher ver-
traut sein können. Ich will hier nur daran erinnern, daß es mir gelungen
ist, unter Aufrechterhaltung des Friedens mit Frankreich, Japan und vor
allem mit England, guter Beziehungen zu Rußland, unter Erhaltung der
österreichischen Machtstellung wie der Integrität der Türkei die Vor-
bedingungen für den Bau unserer Flotte in zwölf sehr kritischen Jahren zu
schaffen, während deren sich Wohlstand und Machtstellung des Reichs zu
schöner Blüte entfalteten. Das werden Sie gewiß anerkennen, der Sie
während der fünf Jahre zwischen dem Juni 1909 und dem Juli 1914 oft
hervorgehoben haben, daß wir trotz gelegentlicher Differenzen in dieser
oder jener Einzelfrage in friedlichen und freundlichen Beziehungen zu Ruß-
land wie zu England und sogar zu Frankreich stünden, die in der Begegnung