Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Dritter Band. Weltkrieg und Zusammenbruch. (3)

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Beziehungen zu Frankreich auf eine gute Basis stelle. Ich sei aber sicher, daß 
Schön, der von den besten Absichten beseelt sei, die auswärtige Politik 
in meinem Sinne fortführen werde, und ich übergebe sie ihm in guter Ver- 
fassung. Die Annahme, als ob außer den Parteiverhältnissen im Reichstag 
andere Motive oder Faktoren mich bei meinem Rücktritt beeinflußten, 
sei nicht zutreffend. Insbesondere hätte ich bis zuletzt das Vertrauen S. M. 
des Kaisers besessen, der sich ungern von mir trenne. Ich hätte S. M. und 
Schön in ernster Weise gesagt, dal3 ich im Interesse unserer Beziehungen 
zu England beiden nur dringend empfehlen könne, Graf Metternich auf 
seinem Posten zu belassen. Daß ich in diesem Brief meinen Rücktritt auf die 
Parteiverhältnisse im Reichstag und nicht auf die Haltung des Kaisers 
zurückführte, geschah, um gerade gegenüber dem deutschen Botschafter 
am englischen Hofe die Allerhöchste Person nicht bloßzustellen. Die gute 
Zensur, die ich dem Staatssekretär von Schön ausstellte, hat dieser durch 
seine weitere politische Tätigkeit leider nicht gerechtfertigt. Nachdem mein 
Rücktritt sich vollzogen hatte, bat ich Metternich, dem König und der 
Königin von England meinen Dank für die freundliche Gesinnung auszu- 
sprechen, die mir beide im Laufe vieler Jahre bewiesen hätten. Für Metter- 
nich fügte ich hinzu, ich sei persönlich nicht unglücklich, nach zwölf- 
jähriger Amtszeit — nur unser unvergeßlicher großer Bismarck habe 
länger amtiert, Hardenberg ebensolange, Manteuffel kürzer — an der 
Elbe und am historischen Tiber als freier Mann meine letzten Jahre 
zu verleben. 
Metternich antwortete mir am 19. Juli 1909: „In Ausführung Ihres 
Briefes vom 9. ds. Mts. habe ich vor einigen Tagen Gelegenheit gehabt, 
dem englischen Königspaar Ihre dankbare Gesinnung für das Ihnen im 
Laufe der Jahre bewiesene Wohlwollen persönlich zu übermitteln. Beide 
Majestäten sprachen mit viel Wärme von den langjährigen persönlichen 
Beziehungen, die sie mit Ihnen gehabt hatten. Der König bemerkte, 
Ihre Majestät habe Sie ja schon als Kind gekannt. Beide erkundigten sich 
mit Interesse nach Ihren zukünftigen Plänen, und ich erklärte und be- 
schrieb ihnen, wo Sie und die Fürstin, voraussichtlich an der Elbe, in 
Norderney und in Rom in der von Ihnen vor einigen Jahren erworbenen 
Villa Malta, Ihren Wohnsitz nehmen würden. Bei Beendigung des Gesprächs 
trug der König mir auf, Ihnen seine besten Wünsche für Ihr ferneres Wohl- 
ergehen auszusprechen, und Sie möchten, so wünschte er Ihnen, nun Ihre 
Freiheit nur recht genießen.“ 
Der nach seiner Ernennung zum amerikanischen Botschafter in Berlin 
von Kaiser Wilhelm II. aus futilen Gründen ungnädig aufgenommene 
Mr. Hill, den ich meinerseits im deutschen Interesse freundlich behandelt 
hatte, schon weil er in seiner Heimat Freunde und eine starke Stellung hatte,
	        
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