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Beziehungen zu Frankreich auf eine gute Basis stelle. Ich sei aber sicher, daß
Schön, der von den besten Absichten beseelt sei, die auswärtige Politik
in meinem Sinne fortführen werde, und ich übergebe sie ihm in guter Ver-
fassung. Die Annahme, als ob außer den Parteiverhältnissen im Reichstag
andere Motive oder Faktoren mich bei meinem Rücktritt beeinflußten,
sei nicht zutreffend. Insbesondere hätte ich bis zuletzt das Vertrauen S. M.
des Kaisers besessen, der sich ungern von mir trenne. Ich hätte S. M. und
Schön in ernster Weise gesagt, dal3 ich im Interesse unserer Beziehungen
zu England beiden nur dringend empfehlen könne, Graf Metternich auf
seinem Posten zu belassen. Daß ich in diesem Brief meinen Rücktritt auf die
Parteiverhältnisse im Reichstag und nicht auf die Haltung des Kaisers
zurückführte, geschah, um gerade gegenüber dem deutschen Botschafter
am englischen Hofe die Allerhöchste Person nicht bloßzustellen. Die gute
Zensur, die ich dem Staatssekretär von Schön ausstellte, hat dieser durch
seine weitere politische Tätigkeit leider nicht gerechtfertigt. Nachdem mein
Rücktritt sich vollzogen hatte, bat ich Metternich, dem König und der
Königin von England meinen Dank für die freundliche Gesinnung auszu-
sprechen, die mir beide im Laufe vieler Jahre bewiesen hätten. Für Metter-
nich fügte ich hinzu, ich sei persönlich nicht unglücklich, nach zwölf-
jähriger Amtszeit — nur unser unvergeßlicher großer Bismarck habe
länger amtiert, Hardenberg ebensolange, Manteuffel kürzer — an der
Elbe und am historischen Tiber als freier Mann meine letzten Jahre
zu verleben.
Metternich antwortete mir am 19. Juli 1909: „In Ausführung Ihres
Briefes vom 9. ds. Mts. habe ich vor einigen Tagen Gelegenheit gehabt,
dem englischen Königspaar Ihre dankbare Gesinnung für das Ihnen im
Laufe der Jahre bewiesene Wohlwollen persönlich zu übermitteln. Beide
Majestäten sprachen mit viel Wärme von den langjährigen persönlichen
Beziehungen, die sie mit Ihnen gehabt hatten. Der König bemerkte,
Ihre Majestät habe Sie ja schon als Kind gekannt. Beide erkundigten sich
mit Interesse nach Ihren zukünftigen Plänen, und ich erklärte und be-
schrieb ihnen, wo Sie und die Fürstin, voraussichtlich an der Elbe, in
Norderney und in Rom in der von Ihnen vor einigen Jahren erworbenen
Villa Malta, Ihren Wohnsitz nehmen würden. Bei Beendigung des Gesprächs
trug der König mir auf, Ihnen seine besten Wünsche für Ihr ferneres Wohl-
ergehen auszusprechen, und Sie möchten, so wünschte er Ihnen, nun Ihre
Freiheit nur recht genießen.“
Der nach seiner Ernennung zum amerikanischen Botschafter in Berlin
von Kaiser Wilhelm II. aus futilen Gründen ungnädig aufgenommene
Mr. Hill, den ich meinerseits im deutschen Interesse freundlich behandelt
hatte, schon weil er in seiner Heimat Freunde und eine starke Stellung hatte,