Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Dritter Band. Weltkrieg und Zusammenbruch. (3)

SZÖGYENYI-MARICH 363 
schrieb: „My dear Prince von Bülow, your very kind personal note of fare- 
well written at the moment of your departure from Berlin was forwarded 
to me and received at Geneva. I beg your Serene Highness to accept from 
me my thanks for our official relations, which have been to me a source of 
the greatest satisfaction and are not interrupted without a sense of loss and 
sincere regret. I shall never cease to remember with gratitude the cordial 
reception I received from you upon my arrivalin Berlin and I hope to have 
some occasion to demonstrate the sincere affection I feel for the great Em- 
pire which you have so long and so faithfully served. Please remember me 
most kindly to Her Serene Highness Princess von Bülow and believe me 
faithfully yours David S. Hill.“ 
Von österreichischer Seite wurde der Botschafter Graf Szögyenyi 
beauftragt, mir den wärmsten Dank der k. und k. Regierung für meine 
bundestreue Gesinnung wie für meine gesamte „erleuchtete‘“ politische 
Tätigkeit auszusprechen. Der gute Graf entledigte sich dieser Mission mit 
großer Emphase. Das ofliziöse „Wiener Fremdenblatt‘‘ widmete mir einen 
schwungvollen Artikel, in dem es hieß: „Fürst Bülow hat es verstanden, 
der Mann seiner Zeit zu sein. In seiner äußeren wie inneren Politik läßt sich 
eine Folgerichtigkeit nachweisen, die sich durch alle scheinbaren Wand- 
lungen hindurchzieht. Man weiß in Deutschland, was man an Bülow ver- 
liert, aber auch wir nehmen ungern von ihm Abschied.“ Das feudal-klerikale 
schwarzgelbe Wiener „Vaterland“ schrieb: „Mit dem Fürsten Bülow schei- 
det ein Staatsmann aus dem öffentlichen Leben, der eine ausgeprägte 
Persönlichkeit war und auch seiner Politik eine starke persönliche Note zu 
geben wußte. Wir können nur die Hoffnung ausdrücken, daß es seinem Nach- 
folger vergönnt sein wird, mit Österreich-Ungarn in ebenso gutem Ein- 
vernehmen zu amtieren, als dies dem Fürsten Bülow gelang, denn in 
Deutschlands vernünftiger Außenpolitik liegen die Bürgschaften des euro- 
päischen Friedens.‘ Es konnte mir nicht entgehen, daß trotz solcher nach 
außen zur Schau getragener Verehrung mein Rücktritt in Wien im Grunde 
mehr Befriedigung als Schmerz hervorrief. Und nicht nur bei militärischen 
Exaltados wie dem General Conrad von Hötzendorf, die es mir übel- 
nahmen, daß ich ihre Neigung zu einem frischen, fröhlichen Krieg, heute 
gegen Rußland oder Italien, morgen gegen Serbien oder Rumänien, stets 
energisch durchkreuzt hatte, sondern auch bei manchen österreichischen 
Ministern, Politikern und Diplomaten, und das trotz der von mir der habs- 
burgischen Monarchie geleisteten guten Dienste. 
Der Grund lag auf der Hand. Ich war der Doppelmonarchie gegenüber 
stets des oft von mir zitierten Ausspruchs des Fürsten Talleyrand eingedenk 
geblieben, daß jede Allianz dem Verhältnis zwischen Reiter und Pferd 
gliche. Ich hatte Wert darauf gelegt und es verstanden, bei dem Bündnis- 
Szögyenyi
	        
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