Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Vierter Band. Jugend- und Diplomatenjahre. (4)

Meldung als 
Kriegs- 
X. KAPITEL 
Französische Kriegserklärung - Entschluß, als Kriegsfreiwilliger in die Armee einzu- 
treten » Meldung beim Königshusaren-Regiment in Bonn « „Lehmop!“ »- Rheinfahrt 
nach Köln - Der Eindruck der ersten siegreichen Schlachten in der Heimat 
obald die Möglichkeit eines Krieges in greifbare Nähe trat, stand bei mir 
der Entschluß fest, nicht zurückzubleiben, wenn der Sturm losbrechen, 
wenn unser Volk aufstehen sollte. Ich schrieb in diesem Sinne aus Bad 
freiwilliger Oeynhausen an meinen Vater. Er antwortete mir in einem bewegten Brief, 
er verstünde mein jugendliches Empfinden. Ich möge aber meinerseits 
meine Pflichten gegen meine Eltern nicht vergessen. Ich litte an einer 
Halsaffektion, die ein großer Arzt, Professor Traube, für nicht unbedenklich 
erkläre und wegen deren er mich zu einer ernsten Kur, die ich soeben an- 
getreten hätte, nach Bad Oeynhausen geschickt habe. Meine Eltern stünden 
noch unter dem Eindruck des Todes ihrer einzigen Tochter, die an einem 
Halsleiden gestorben sei, sie schwebten in großer Sorge wegen des 
Augenleidens meines Bruders Christian und der Rückgratverletzung meines 
jüngsten Bruders. Ich hätte nicht das Recht, die Sorgen meiner Eltern 
durch eine neue Sorge zu vermehren. Daß mein Bruder Adolf, der im 
Herbst bei den 2. Garde-Dragonern als Avantageur eingetreten und soeben 
Offizier geworden sei, ins Feld rücke, sei selbstverständliche Pflicht. Ich 
aber hätte die ebenso heilige Pflicht, meine persönlichen Wünsche der 
Rücksicht auf meine schwer geprüften Eltern unterzuordnen. Ich war 
gerührt durch das Schreiben meines Vaters, aus dem seine ganze Liebe zu 
Frau und Kindern sprach; aber ich antwortete sogleich, daß ich an meinem 
Entschluß festhalten müsse. Ich würde für immer unglücklich werden, 
wenn ich in diesem Kriege zu Hause bleiben sollte. Ich schloß mit dem 
Körnerschen Verse: „Pfui über dich Buben hinter dem Öfen, unter den 
Schranzen und unter den Zofen!“ Der Schluß meines Briefes mag zu 
pathetisch gewesen sein, aber Begründung und Tendenz waren gut. 
Nachdem ich gegenüber meinem Vater den Rubikon überschritten hatte, 
handelte es sich darum, wo ich mich als Kriegsfreiwilliger melden sollte. 
Ich schwankte zwischen Bonn und Münster. Zu Münster riet der lange 
Rosenberg, dessen Regiment dort in Garnison stand, nach Bonn zog mich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.