Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Vierter Band. Jugend- und Diplomatenjahre. (4)

Mac Mahon 
XXXIV. KAPITEL 
Marschall Mac Mahon .» Sein Rücktritt (29. I. 1879) - Jules Grevy » Stellung Bismarcks 
zu Frankreich » Die drei Jules »- Herr von Freycinet » Das Personal der Deutschen 
Botschaft: Thielmann, Philipp Eulenburg, Friedrich Vitzthum, Nicolaus Wallwitz 
Seine-Babel? -. Ein Traum 
em Marschall Mac Mahon, Präsidenten der Republik, wurde ich vom 
Fürsten Hohenlohe vorgestellt. Hatteich in dem achtundvierzigjährigen 
Marquis Gaston Alexandre Galliffet einen jungen, glänzenden Reitergeneral 
vor mir gesehen, so lernte ich in dem siebzigjährigen Mac Mahon einen alten 
Haudegen kennen, der schon unter Karl X. in die französische Armee ein- 
getreten war. Mit seinem weißen Spitzbart Henri IV, seinem während 
zwanzigjähriger Dienstzeit in Algier von der afrikanischen Sonne ge- 
bräunten Gesicht sah auch er famos aus. Er war durch ein Wort berühmt 
geworden, das er nie gesprochen hatte. Er soll, als er im Krimkrieg den 
Befehl erhielt, den von ihm erstürmten Malakoffturm zu räumen, da der 
Turm unterminiert sei und jeden Augenblick auffliegen könne, geantwortet 
haben: ,,J’y suis, j’y reste.‘“ Der Marschall hat wiederholt erklärt, daß er 
dies Wort nie gesprochen habe. „Je m’exprime d’habitude plus simple- 
ment“, meinte der alte Troupier. „Les grands mots ne me vont pas.“ Das 
in seinem Heroismus und in seiner Kürze in der Tat prächtige Wort wurde, 
obwohl es nie fiel, die Grundlage seiner glänzenden Laufbahn. Diesem 
Worte zuliebe vergaß ihm das französische Volk sogar seinen Marsch nach 
Sedan, der unglücklich geendigt hatte. Mit diesem Ausruf ist er in die 
Geschichte eingegangen. 
Es gibt Worte, die für immer an einem Namen haften. Dahin gehört 
außer dem „J’y suis, j’y reste‘‘ das „Paete non dolet‘, das die edle Arria 
zu ihrem Gatten Caecina Paetus sprach, das ,„‚Vorwärts‘ des alten Blücher, 
das „Hier stehe ich, ich kann nicht anders‘ des Doktors Martin Luther. 
Es gibt freilich auch Worte, die an dem, der sie gesprochen, als dauernder 
Makel kleben. In diese Kategorie gehört das „Coeur leger‘“ von Emile 
Ollivier und der „Fetzen Papier“ von Theobald von Bethmann. Wenn das 
„J’y suis, j’y reste‘‘ apokryph zu sein scheint, so dürften einige der mehr 
lächerlich wirkenden Aussprüche authentisch sein, die mir über Mac Mahon
	        
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