Tarquinius Superbus. 2298
Frieden stand ihr allein zuz ebenso konnte eine peinliche Klage gegen
einen römischen Buͤrger oder ein Verbrechen gegen den Staat nur von
der Centurienversammlung gerichtet werden. In diesen Centurien hatten
die Patricier, wie sich nicht anders denken läßt, die Oberhand; doch
waren unn die Plebeser in das Staatsleben hereingezogen und damit
ein Anstoß gegeben, der nothwendig auf diesem Wege weiter führen
mußte, wie die solonische Verfassung nothwendig die vollendete Demo=
kratie erzeugte. Die Kuriatkemitien (comitia curiata) der Patricier
bebandelten Sachen des Kultus, Testamente und Adoptionen und setzten
die gewählten Magistrate feierlich in ihre Amtsgewalt ein. Die Tribut-
komitien der Plebeser (comitia triduta) beschäftigten sich mit Angelegen-
beiten der plebejischen Bezirke.
Servltus Tullius ermordet.
Servius Tullius war bei den Patriciern nichts weniger als beliebt
und wurde ein Opfer dieser Unzufriedenheit, die sein Schwiegersohn Tar-
quinius benugte. Als der greise König einmal im Rathe saß, stürmte
L. Tarquinius mit seinen Anhängern herein, ergriff ihn und stürzte ihn
die steinerne Treppe hinunter. Blutend wankte der Alte weiter, aber
von Tarquinius abgeschickte Knechte tödteten ihn vollends. Tullia, die
unnatärliche Tochter des Servius, kam in einem Wagen daher, um ihren
Gemahl als König zu begrüßen und fuhr triumphierend über den Leichnam
des Vaters, so daß Rad und Achse mit Blut bespritzt wurden. Auf
solche Weise gelangte Tarquinius durch eine patricische Berschwörung
und einen Königsmord auf den Thron; die Plebejer aber behielten den
Servius Tullius in theuerm Angedenken und ihre Liebe hat ohne Frage
die Ermordung des Seroius mit den schauerlichen Einzelheiten aus-
geschmückt.
f. Carquinius (534—509 v. Chr.).
Dieser letzte und gewaltigste König beherrschte seitdem Rom und zeigte
sich seinem Volke so furchtbar wie den Nachbaren. Er vollendete die
Bauten seines Baters auf dem Kapitol und drückte wie jener das ge-
meine Volk durch Frohndienste. Schlimmer noch erging es den Patri-
ciern; Tarquinius wollte nicht in ihrem Namen König sein und ihren
Willen als Regent durchführen; or kannte aber ihre Gesinnung und
Kühnheit aus der Verschwörung, die ihn selbst auf den Thron gehoben
hatte, und verfolgte deßhalb alle Verdächtigen vieses Standes auf"
grausamste. Er schonte selbst seiner eigenen Verwandtschaft nicht und
ließ einzig den Junius Brutus, der als dumm galt, am Leben.
Dieser Tarquinius, dem die Römer später den Beinamen superbus
(Tvraun) gaben, war aber zugleich ein großer Feldherr. Er zwang