232 Die Römer.
schwamm, von den Römern aber dem Porsenna ausgeliefert und nun
von diesem großmüthig freigegeben wurde u. s. w.; dies sind ausge-
schmückte Sagen über jene Zeit der Erniedrigung, an welche die spätern
Römer sich nicht gern erinnerten, als es bei ihrem Senate erster Grund-
satz war, mit keinem siegreichen Feinde Frieden zu schließen; dieser
Grundsatz sollte durch kein Zeugniß der römischen Geschichte widerlegt
werden, damit der Glaube an die Unüberwindlichkeit Roms bei dem
Volke nicht getrübt würde.
Diesesmal waren es aber die Latiner, welchen es Rom ver-
dankte, daß es wieder aufkam; sie besiegten den Porsenna bei Aricia,
der nach Tuskien zurückwich und seitdem aus der Geschichte verschwin-
det. Der römische Census ergab damals 130,000 Börger.
Kom Kommt wieder empor.
Einfäührung der Diktatur (501). Schlacht am See Regillus (196)
gegen die Latiner. Fehden mit den Nachbarstädten.
Rom schlug sich bald nach der Zeit des Porsenna in unbedeutenden
Febden mit den benachbarten sabinischen Städten herum und stärkte den
Muth seiner Männer allmählig wieder. Aus dem Sabinerlande, das
seit der Gründung Roms selten ruhig war, erhielt die Stadt einen Zu-
wachs von Menschen, den sie recht wohl brauchen konnte; es wanderte
nämlich ein vornehmer und stolzer Sabiner, Atta Klausus, mit 5000
Klienten nach Rom, wo er Appius Klaudius genannt wurde; er ist der
Stammvater der klaudischen Familie, welche Unbeugsamkeit und Stolz
bis auf die spätesten Enkel auszeichnete. (Sie erlosch mit Britannikus,
dem Sohne des Cäsar Klaudius.) Bald nach dieser Einwanderung er-
hob sich mit Ausnahme der Stadt Präneste ganz Latium gegen Rom,
weil dieses wahrscheinlich seine frühere Stellung als Vorort wieder ein-
nehmen wollte. Die Römer oder vielmehr der eine Konsul wählte nach
vorangegangener Berathung mit dem Senate unter religiösen Cermonieen
gegen Anbruch des Mergens einen Diktator in T. Larcius Flavus, d. h.
sie ernannten ihn zum Oberbefehlshaber auf sechs Monate mit unbe-
schränkter Gewalt im Felde und in der Stadt (501); außerdem war
er nach der Niederlegung des Amtes unverantwortlich. Auch die Latiner
ernannten einen Diktator Mamilius; beide Heere begegneten sich am
kleinen See Regillus, unweit Tuskulum. Es entbrannte ein heißes
Treffen; die beiden Heerführer (römischer Diktator war Postumins)
maßen sich nach alter Heroenweise im Zweikampfe, aber die Schlacht
blieb ohne Entscheidung (496). Doch zogen die Latiner ab, und der
80jährige Tarquinius, der in diesem Treffen seinen letzten Sohn ver-
loren hatte, entsloh hoffnungslos zu dem Tvrannen Aritdemus von
Kumä, wo er bald starb.