Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Die altrömische Lebens- und Denkweise verändert. 291 
aus kostbaren Gemälden und Bildwerken geworden! Diese Oeffnung 
hieß das impluvium, und die Einsenkung des Fußbodens, wo sich das 
hereinregnende Wasser sammelte, das complavium. Um das atrium 
waren die anderen Räume so angebaut, daß sie alle Thüren nach diesem 
Raume hatten. Eine solche Einrichtung bezeugt, wie innig das alte 
römische Familienleben war, und wie der Hausherr und die Hausfrau 
das ganze Thun und Treiben der Haushaltung überwachen wollten (vgl. 
J. Mösers Beschreibung eines osnabrückischen Bauernhauses). Ein der- 
artiges Haus eignete sich aber nur für einen Mann, der wenig Sklaven, 
keinen zahlreichen Haushalt hatte und mit den Seinigen leben wollte, 
für einen sogenannten Großen war das keine passende Wohnung. Da- 
her bauten die vornehmen Römer auch ganz anders (Muster und Bau- 
künstler fanden sie genug in Griechenland und Asien), als sie Große 
wurden und dazu stempelten ihre Feldherrn die Triumphe über Könige 
und Nationen, die Huldigungen und Geschenke, welche man ihnen dar- 
brachte, die ungeheure Kriegsbeute und vor allem die Regierung der Pro- 
vinzen, die ihnen übertragen wurde. 
Der römische Adel (Optimates). 
Sicilien war, wie wir wissen, die erste Provinz; zu dieser waren 
nun Sardinien, fast ganz Spanien, ein Theil von Gallien, das kartha- 
gische Afrika, Griechenland und Makedonien gekommen. Die römischen 
Konsuln und Prätoren wurden seitdem gewaltige Statthalter in den 
Provinzen, wo sie, nur dem Secnate verantwortlich, wie Könige rich- 
teten und über Heere geboten. Wie ganz anders standen diese Herren 
da, als die Sieger von Veji, Fidend, Veliträ, Suessa, von Samnium 
und Tuskien, die nach Hause kehrten, sobald der Feldzug beendet war, 
die nach dem Amtsjahre höchstens Senatoren wurden, während ihre 
Enkel nach dem Amtsjahre Provinzen erhielten und in denselben als 
Könige schalteten, in ihnen eine Goldgrube fanden, selbst wenn sie nur 
annahmen, was ihnen erlaubt war! Diese römischen Großen waren 
aber nicht etwa durchgehends aus patricischem Geschlechte, sondern eben- 
sowohl aus plebejischem; seitdem der patricische Adel durch die nach den 
verschiedenen Tribunen benannten Gesetze jedes bürgerliche Vorrecht ver- 
loren hatte und die Mlebejer alle Würden mit ihm theilten, hatte die 
Bedeutung des alten Adels ein Ende; an die Stelle der Patricier (des 
Geburtsadels) aber waren die nobiles (der Amtsadel) getreten, d. h. 
die Mitglieder solcher Familien (man berechnet-deren Zahl auf 2000), 
deren Ahnen hohe Staatsämter begleitet hatten und dadurch zu Ansehen 
und fast immer zu Reichthum gekommen waren. Diese patricischen und 
plebesischen Nobiles hielten meistens zusammen und wirkten gemeinsam 
darauf hin, daß die Aemter in ihren Familien blieben und kein Mann 
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