Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

50 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie. 
der Nation, der Stiftshütte, umschlossen. In den Zehn Geboten war 
den Israeliten das ganze Gesetz in seinen Grundzügen vor Augen ge- 
stellt: nur Jehova ist Gott, der Herr des Himmels und der Erde, die 
Er geschaffen, Ihm allein gebührt Anbetung und Ehre. Er gebietet den 
Gatten die Heilighaltung der Ehe, und daß das Kind die Eltern ehre; 
verbietet den Frevel am Leben des Mitmenschen und an dessen Eigen- 
thum durch Wort und Werk und jedes Gelüsten nach dessen Gütern. 
An das allgemeine Gesetz schließt sich das besondere an, welches alle 
Verhältnisse der Israeliten regelt, den Gottesdienst, die bürgerliche Ver- 
fassung und das Recht, die Familie und das Leben des Einzelnen, alles 
in innigster Beziehung auf Jehova, Der des Volkes Haupt und König 
sein wollte. 
Das Nationalheiligthum. Leviten. Feste. 
Sichtbarer Mittelpunkt der ganzen Nation blieb die Stiftshütte mit 
der Bundeslade; sie war in keiner sogenannten Hauptstadt aufgestellt, 
andeutend, daß Jehova keinen bestimmten Ort ausgewählt hat, an dem 
Er wohne, wie dies die Heiden von ihren Göttern glaubten. Drohte 
dem Lande Gefahr, so schaarte sich das Volksaufgebot um die Stifts- 
hütte, wie es einst in der Wüste um sie gelagert war. Im Frieden aber 
wallten die Gläubigen zu ihr und nahmen Theil an den Opferfesten, 
welche der Hohepriester mit den anderen Priestern darbrachte. Der 
Stamm Levi war zu dem eigentlichen Priesterthume, dem Kulte, erkoren, 
sowie zu dem religiösen Lehramte. Deßwegen hatte er keinen gesonder- 
ten Landesantheil erhalten wie die anderen Stämme, sondern war unter 
diese vertheilt, welche ihm zu seinem Unterhalte den Zehnten und die 
Erstlinge der Heerden und Früchte reichten; der Stamm Levi war der 
Wächter des Gesetzes in allen Gauen, der Sauerteig, der die Volksmasse 
immer auf's neue durchdringen sollte. An drei Hauptfesten wurde Israel 
an die Wunder seines Gottes, die Er den Vätern gezeigt hatte, und an 
die Wohlthaten, die Er unaufhörlich spendet, erinnert und zum Danke 
aufgerufen; bei diesen Festen sollten alle erscheinen, damit sie nie ver- 
gäßen, daß sie ein Volk und das Volk Gottes seien. Am Pascha (Ostern.) 
feierten die Israeliten das Andenken an den Auszug aus Aegppten, die 
Berufung der Nation zu ihrer großen Bestimmung und zugleich den 
Anfang der Aernte der Feldfrüchte; an Pfingsten, dem Aernteschlusse, 
wurde das Aerntedankfest und das Andenken an die Gesetzgebung gefeiert, 
und am Feste der Laubhütten gedachten sie der irrenden Väter in der 
Wuste, als sie unter den Zelten lebten und noch keine Heimath besaßen; 
zugleich war das Laubhüttenfest ein Jubelfest für die Obst= und Wein- 
ärnte. Sie brachten aber dem gütigen Gotte, Der sie aus der Knecht- 
schaft geführt hatte und durch die Fälle der Gaben segnete, nicht allein
	        
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