Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

74 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asten. 
dient (manchmal auch ermorbet) von dem höchsten Adel, welcher allein 
die Ehre genoß, das königliche Antlitz zu schauen. Sklave des Königs 
hieß und war jeder Mann im Reiche, von dem Bruder des Königs 
bis zu dem gemeinsten Hirten; wer sich ihm nahen durfte, mußte 
niederknieen und den Boden küssen. Jedes Wort des Königs galt für 
so wichtig, daß eigene Schreiber angestellt waren, damit keines verloren 
gehe. Eine Leibwache von 10,000 Mann, die „Unsterblichen“ genannt, 
bewachte seine Person und den Palast, und mehr als das Zehnfache 
betrug die Zahl der anderen Diener und Sklaven. Das ganze Land 
war von Heerstraßen durchschnitten und reitende Boten trugen die Be- 
fehle des Königs an die Satrapen und hinterbrachten, was diese zu 
melden hatten. Erreichte endlich diese hohen Herrscher das allgemeine 
Loos der Menschheit, der Tod, so wurden sie auch höher begraben als 
andere Sterbliche. Sie ließen nämlich in den Felsenwänden bei Perse- 
polis Grabhöhlen aushauen, welche durch eine steinerne Fallthüre auf's 
genaueste verschlossen wurden, so daß in späterer Zeit das Grab gar 
nicht mehr von dem Felsen zu unterscheiden war. Eine solche Grabhöhle 
oder Felsenkammer, welche von Schatzgräbern geöffnet wurde, sieht man 
noch heute bei den Ruinen von Persepolis. In ihr ist das Bild des 
Königs gemalt, der einen gewaltigen Bogen spannt, als Zeichen kriege- 
rischer Kraft; über dem Könige ist sein Schutzgeist schwebend abgebildet. 
Dieses Königsgrab hält man für dasjenige des Darius Hystaspis. 
Die tichireligion des Voroasie; das Zend-Ave#t. 
Merkwürdig ist die Religion der Perser und Meder, zu der sich 
ihre Könige bekannten und welche sie wohl auch mit dem Schwerte aus- 
breiteten. Sie ist uralt bei den iranischen Völkern, erhielt aber ihre 
weitere Ausbildung durch Zoroaster (Zarathustra, d. h. Goldstern, nach 
auderer Deutung größter Liederdichter), dessen Zeitalter noch nicht er- 
mittelt ist, aber jedenfalls über 1500 v. Chr. hinaufreicht. Das Reli- 
gionsbuch heißt Zend-Avesta (Avesta = Offenbarung, Lehre; Zend — 
Erklärung, Kenntniß), stammt aber in der auf uns gekommenen Form 
aus sehr später Zeit, enthält deßwegen neben den Elementen der alten 
Lehre vieles, was die spätere philosophische Spekulation entwickelte; eine 
vollständige und unbestrittene Erklärung des Avesta besitzen wir noch 
nicht. Laut ihm war im Anbeginne ein ruhendes Urwesen (Zeruane 
Akarene, die unbegrenzte Zeit), aus welchem zwei Gottheiten hervor- 
gingen, Ormuzd (Ahuramuzda, der schaffende, Weisheit gebende Geist), 
das reine Licht, und eine böse, Ahriman (Angramainjus, der Arggesinnte, 
Verderbliche), die Finsterniß. Ormuzd schuf die Welt, sowohl die der 
Geister als die der Naturkörper, und wollte nur das Gute, doch Ahri- 
man schuf jedem Geschöpfe des Ormuzd gegenüber ein böses, das wie er
	        
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