Otto l., der Große. Otto in Italien. 121
meinte, der junge König sei zum Herrschen geboren. In Aachen wurde
er gekrönt, in der Stadt Karls des Großen; bei dieser Krönung ver-
sahen die vier Herzoge (von Schwaben, Lothringen, Bapern, Franken)
die sog. Erzämter. (Eine altdeutsche Sitte, daß vornehme Herren ihren
Gebieter bedienten, worüber sich die alten Römer sehr wunderten, bei
denen nur Sklaven solche Dienste versahen.)
Der König kam bald in den Fall, seine Kraft zu erproben; seine
beiden Brüder Thankmar und Heinrich rebellierten und zwangen ihn
Waffengewalt anzuwenden. Heinrich unterwarf sich bei Zeiten, Thank-
mar aber wurde getödtet und eine Schaar Ungarn, welche die Brüder
zu Hilfe gerufen hatten, in der Nähe von Wolfenbüttel vernichtet (938).
Hierauf wandte sich Otto I. gegen Herzog Eberhard von Bayern, den
Sohn Arnulfs, der ohne königliche Belehnung Herzog sein wollte. Otto
setzte ihn ab und dafür Arnulfs Bruder, Berthold, ein, und als dieser
starb, verlieh er Bavern seinem eigenen Bruder Heinrich.
Der Herzog Giselbert von Lothringen nahm wieder die Verbindung
mit Frankreich auf und rief mit dem Frankenherzoge Eberhard die
Hilfe Frankreichs an; auch des Königs Bruder Heinrich war dieser
Verschwörung nicht fremd. Otto gerieth in große Verlegenheit, weil
seine Mannschaft der feindlichen der Zahl nach bei weitem nachstand;
doch sein Glück und die Tapferkeit der Schwaben verschafften ihm bei
Andernach einen unerwarteten Sieg; Eberhard fiel im Treffen, Giselbert
ertrank in dem Rbeine (939) und der König verlieh Lothringen seinem
Schwiegersohne Konrad, dem Grafen von Worms, der auch Franken
verwaltete.
Der Herzog Hermann von Schwaben war dem Könige immer treu;
mit dessen Erbtochter vermählte Otto seinen Sohn Ludolf und machte
diesen nach Hermanns Tode 948 zum Herzoge von Schwaben.
Ono in Italien (951).
Grauenvolle Zustände in Italien und Rom.
Dahin wurde er durch die heillose Zerrüttung gerufen, welcher dieses
schönste Land Europas wieder anheimgefallen war. Nach der Ermordung
Lamberts, des Sohnes des Herzogs Guido von Spoleto (898), hatte
Berengar I. (von Friaul) Italien drei Jahre allein beherrscht. Dann
aber stellte ihm die spoletanische Partei einen Nebenbuhler der Herrschaft
entgegen in Ludwig, dem Sohne Bosos und Enkel Kaiser Ludwigs II.
Dieser gewann wirklich Italien und durch Papst Benedikt IV. die Kaiser-
krone, Berengar überfiel ihn aber in Verona, ließ ihn blenden (905)
und herrschte nun wieder in Oberitalien.
In Rom errang indessen die tuskische Grafenfamilie solchen Einfluß