122 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
daß sie es war, die den päpstlichen Stuhl besetzte. Durch sie kamen
nacheinander Sergius III. (904—911), Anastasius III. (911—913)
und dann Johannes X. auf den Stuhl Petri. Letzterer suchte sofort
alle Kräfte gegen die Araber zu vereinigen, krönte Berengar I. zum
Kaiser (915) und dieser half ihm die Araber aus ihrem Standlager am
Garigliano vertreiben. Allein die italienischen Großen wollten keinen
wirklichen Herrn, daher verschworen sich die meisten gegen Berengar,
selbst sein Schwiegersohn Markgraf Adelbert von Jorea und dessen Sohn
Berengar; sie riefen den König Rudolf II. von Hochburgund herbei,
welcher von seinem Schwiegervater, dem kriegerischen Herzog Burkart I.
von Schwaben, unterstützt wurde. 923 siegte Rudolf II. bei Firenzuola
über Berengar I. und wurde zu Mailand zum Könige von Italien ge-
krönt; da überdies im folgenden Jahre der edle Berengar von einem
Vertrauten schmählich ermordet wurde, so schien die neue Krone auf
Rudolfs IlI. Haupt gesichert.
Allein die Italiener hatten des neuen Herrn bereits satt, und die
gleichen, welche gegen Berengar I. den König von Burgund gerufen
hatten, trugen jetzt dem Hugo von Provence, einem Prinzen des arela-
tensischen (cisjuranischen) Burgunds, die Krone Italiens an. Rudolfs
mächtiger Bundesgenosse Herzog Burkart von Schwaben war im April
926 bei Novara hinterlistig erschlagen, worauf Rudolf II. heimkehrte
und einem neuen Rufe der wankelmüthigen Italiener nicht mehr Gehör
gab; er entsagte vielmehr allen Ansprüchen auf die italienische Krone,
als ihm Hugo 933 das arelatensische Reich abtrat, wodurch die beiden
Burgund vereinigt wurden; Ludwigs des Blinden Sohn, Karl Konstantin,
wurde mit Vienne abgespeist und mußte überdies Rudolf II. huldigen.
Hugo trachtete auch nach der Kaiserkrone und trat deßwegen mit der
in Rom perrschenden Partei in Verbindung. Der tuskischen Theodora
Töchter, Marozia, Gemahlin des mächtigen Markgrafen Alberich von
Kamerino, und Theodora die jüngere, an einen römischen Senator ver-
heirathet, waren ebenso kluge als herrschsüchtige und sittenlose Weiber,
daher die Zeit, in welcher sic über Rom und den päßpstlichen Stuhl ge-
boten, für immer in der Geschichte gebrandmarkt ist. Marozia, wolche
die Engelsburg in ihrer Gewalt hatte, ließ Papst Johannes X., der ihr
keineswegs blind gehorchen wollte, in den Kerker werfen und wahrschein-
lich umbringen (928); seine beiden Nachfolger starben schnell nach ein-
ander, wahrscheinlich durch den Frevel der Marozia, welche hierauf ihren
Sohn erster Ehe als Johann Xl. auf den päpstlichen Stuhl erhob (931).
Als ihr zweiter Mann, Guido, Sohn Adelberts von Tuskien, demnach
ihr Stiefbruder, gestorben war, vermählte sie sich mit dem Könige Hugo,
der sich auf diesem Wege Roms zu bemeistern hoffte. Allein Marozias
anderer Sohn, Alberich der jüngere von Kamerino, ließ sich die Herr-