Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Heinrich III. 135 
rad begünstigte die Aufgestandenen gegen die Bischöfe, indem er die 
städtischen Freiheiten seiner kaiserlichen Macht für weniger gefährlich hielt, 
als die Vereinigung der gräflichen und herzoglichen Rechte mit der bi- 
schöflichen Würde. Andererseits besetzte Konrad die erledigten beschöflichen 
Stühle und Abteien mit solchen Männern, die seiner Person ganz er- 
geben schienen, ohne alle Rücksicht auf ihre Befähigung zu dem kirchlichen 
Berufe. Da der Kaiser selbst ein ernster Mann war und auf Zucht und 
Sitte hielt, so gelangten durch ihn allerdings in der Regel keine Män- 
ner zu Bisthümern und Abteien, welche öffentliches Aergerniß gaben, 
aber damit war wenig geholfen; die Klage über die allgemeine Ver- 
weltlichung der Geistlichkeit bei den edlern Zeitgenossen wurde eine all- 
gemeine und das Volk stimmte ihnen bei. Es schien, als ob der reiche 
Besitz, in welchen die Kirche gekommen war, den Geist feßle und ihn 
den Mächtigen dienstbar mache. 
Kaiser Konrad starb schon 1039; er liegt mit seinem Geschlechte 
im Dom zu Speyer begraben, dessen Bau er 1030 begonnen hatte. 
Heinrich III. (1039—1056) 
behauptet die Oberherrschaft über Böhmen und Lothringen 
(1041—1045). 
Als Konrads 22jähriger Sohn Heinrich seine Krönungsfeier zu 
Aachen hielt, schickte er Komödianten, Musikanten und Gaufkler fort, 
denn es war ein Mißjahr und das Volk litt Mangel; überdies war 
der Kaiser ein so ernster Mann, daß er dergleichen Ergötzlichkeiten ver- 
achtete. Keiner von allen Kaisern, Karl der Große ausgenommen, hat 
mit einer solchen Kraft regiert, wie dieser Heinrich. Er war klug wie 
sein Vater und verfolgte dessen Plan, aus Deutschland eine Erbmonarchie 
und das Kaiserthum von aller Einsprache weltlicher und geistlicher Großen 
unabhängig zu machen, mit Festigkeit und scheute kein Mittel, auch Treu- 
losigkeit nicht, wenn es seine Absichten zu fördern schien. Dabei war er 
ein kriegerischer, persönlich muthiger Mann und konnte großmüthig sein, 
wenn er auf das Volk einen plötzlichen Eindruck machen wollte. Die 
Herzogthümer, welche er von seinem Vater erhalten hatte, bebielt er lange 
Zeit in seiner Hand und theilte sie erst später an seine Kinder aus oder, 
wo er nicht anders konnte, an solche Adelige, welche dem Lande fremd 
waren; so gab er z. B. Bapern an Heinrich von Lützelnburg, Kärnthen 
an Welf. Den Herzog von Böhmen, Bretislaw, welcher sich unabhängig 
machen und Böhmen, Mähren, Schlesien und Polen zu einem Reiche 
vereinigen wollte, zwang er 1041 nach hartem Kampfe sein Unternehmen 
aufzugeben. 
Der König von Frankreich sprach Lothringen an (das schon damals
	        
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