138 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
geradezu als Hilfe in der Noth angesehen werden, aber nichts berechtigte
den Helfer, sich als Herrn zu betrachten. Uebrigens regierte Papst
Leo IX., welchen Namen Bruno als Papst führte, mit Kraft und Weis-
heit und steuerte dem Unwesen, das besonders in Deutschland und Italien
eingerissen hatte, mit großem Erfolge. Mit Kaiser Heinrich gerieth er
jedoch aus mehreren Ursachen in eine bedenkliche Spannung, vorzüglich
aber deßwegen, weil dieser in Mailand einen Erzbischof eingesetzt hatte,
der nichts anderes als eine kaiserliche Kreatur war. Leo IX. blieb zwar
mit dem Kaiser im Frieden, fand aber doch gerne für den päpfstlichen
Stuhl einen Rückhalt in den unteritalischen Normannen, denen er zuvor
feindlich gegenübergestanden hatte.
Die Normannen in Unteritalien.
Wilhelm, Graf von Apulien (1047). Schlacht bei Civitella (1053).
Von den französischen Normannen gingen viele in auswärtige
Dienste, weil die nachgeborenen Söhne adeliger Eltern keinen Antheil
an dem untheilbaren Alode bekamen, also ihr Fortkommen anderswo
suchen mußten. Ihre Fahrten in auswärtigen Kriegsdienst begannen sie
in der Regel mit einer Wallfahrt nach dem Monte Gargano in Unter-
italien, und hier lernten sie die longobardischen und griechischen Herren
kennen, die sich noch gegen die Angriffe der Saracenen behauptet hatten.
Die ritterlichen Normannen traten gerne in den Dienst dieser Herren
C. B. der Herzoge von Benevent, Neapel, Salerno, Amalfi), die ihnen
Sold und Lehen zusagten, und sie schlugen sich dermaßen, daß sie der
Schrecken der Saracenen wurden. Aber nun wurde ihnen nach griechi-
scher Weise nicht Wort gehalten; darum riefen sie andere ihrer tapferen
Brüder herbei und nahmen sich nicht bloß den vorenthaltenen Lohn,
sondern eroberten auch für sich selbst Städte und Landschaften von den
Longobarden, Griechen und Saracenen. Die deutschen Könige und
römischen Kaiser begünstigten aus Feindschaft gegen die Byzantiner die
erobernden Normannen und belehnten sie mit dem, was diese jenen ab-
nahmen, so Konrad II. den Rainulf mit der Grafschaft Aversa, welche
der Normanne von dem Herzog Sergius von Neapel für seine Dienste
empfangen hatte. Im Jahre 1043 nannte sich Wilhelm Eisenarm, einer
der zwölf Söhne des Tankred von Hauteville, bereits Graf von Apulien
und erhielt 1047 die kaiserliche Belehnung; als aber Kaiser Heinrich III.
den Herrn von Benevent, der seine Mutter bei ihrer Wallfahrt nach
dem Monte Gargano beleidigt hatte, ächtete und der Papst ihn bannte,
bemächtigte sich Wilhelms Bruder, Hunfried, Benevents, das der Kaiser
dem Papste versprochen.
Darüber gerieth nun Leo IX. mit den Normannen in Krieg. Er