Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

184 Das heilige römische Reich deutscher Nation. 
frei gelassen; dessen Bruder Robert (1221—1228) verdankte seine Er- 
haltung nur der Eifersucht der griechischen Dynastieen von Epirus und 
Nikäa; für dessen minderjähigen Neffen Balduin II. (1237—1261) 
vertheidigte Johann von Brienne das Reich, worauf der arme Kaiser 
sich mühsam hielt, bis ein Feldherr des Kaisers Michael Paläologus von 
Nikäa (25. Juli 1261) Konstantinopel überrumpelte und Balduin U. 
nach Italien entsloh. 
Der Angriff der Abendländer auf das byzantinische Reich und die 
theilweise Eroberung desselben hatte es in eine unheilbare Schwäche ge- 
stürzt, es wurde dadurch eigentlich zu einem Beutestück für die Türken 
hergerichtet. Außerdem entzweite der große Gewinn, den die Venetianer 
gemacht hatten, diese mit den Genuesen, welche Feindschaft sich auch nach 
Palästina verpflanzte. Die Italiener machten ihre Kreuzzüge zu Kriegen 
für die Erweiterungen ihres Handels und überließen die Eroberung Je- 
rusalems andern Nationen; denn der Handel mit den Saracenen trug 
ihnen mehr ein als der Krieg mit denselben, wenn aber diese Seemächte 
den Kampf aufgaben, so mußten die anderen Völker allmählig erkalten, 
obgleich weiterschauende Männer wohl voraussahen, daß sich die Türken 
gegen Europa kehren würden, wenn ihnen dieses in Palästina nicht mebhr 
die Spitze bot. 
Sechszehntes Kapitel. 
Aaiser Friedrich II. (1215—1250). 
Friedrich II. gegen Otto (1215—1218). 
Als Otto IV. von dem Papste gebannt wurde, lebte die hohen- 
staufische Partei wieder auf, und insgeheim kamen zwei Abgesandte des 
schwäbischen Adels zu dem sechszehnjährigen Friedrich nach Sicilien und 
forderten ihn auf nach Deutschland zu kommen und die königliche Krone 
auf sein Haupt zu setzen. Friedrich fragte den Papst um Rath, und 
dieser willigte ein, daß er ziehe, nachdem Friedrich feierlich gelobt hatte, 
sobald er die Kaiserkrone trage, Neapel an seinen erstgeborenen Sohn 
als ein eigenes Königreich zu übergeben. Durch Graubünden, wo der 
Bischof von Chur für ihn war, kam er an den Bodensee (1212), wo 
ihn die Stadt Konstanz aufnahm, obwohl Otto schon in Ueberlingen, 
am jenseitigen Seeufer, angekommen war. Otto wich immer weiter zu- 
rück, Friedrich rückte vor und wurde von dem Volke mit Jubel empfan- 
gen; denn er war ein herrlicher Jüngling, mittleren Wuchses, blond- 
haarig wie alle Hohenstaufen, und verstand es vortrefflich mit den Ge- 
meinen wie mit den Vornehmen umzugehen. Letztere gewann er beson-
	        
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