Kaiser Friedrich II. 187
weggerafft hatte. Nun bot der Sultan Jerusalem für Damiette an,
erhielt aber abschlägige Antwort; dafür eroberte er Damiette wieder,
indem er das Kreuzheer durch die Nilüberschwemmung vertrieb, welche er
in das christliche Lager leitete. So hatten die Christen abermals eine
große Schlappe erlitten, an welcher Friedrich II. durch seine Theilnahm-
losigkeit Mitschuld trug. Endlich heirathete der verwittwete Kaiser Jo-
lantha, die Tochter der Maria Jolantha, der Erbtochter des Königs
Amalrich II., und des Johann von Brienne, welcher sich Regent von
Jerusalem nannte, und dadurch erhielt Friedrich Anspruch auf Jerusalem
als Mitgift seiner Gemahlin. Er schiffte sich am 8. September 1227
ein, aber schon nach drei Tagen kehrte er zurück; er entschuldigte diese
Umkehr durch Krankheit und versprach bald nachzukommen, denn es waren
wohl 40,000 Kreuzfahrer wirklich abgegangen.
Nun zögerte Papst Gregor IX. (Honorius III. war 1227 ge-
storben) nicht länger und sprach über Friedrich den Bann aus, weil er
sein Gelübde gebrochen, denn die Krankheit sei eine Lüge, und zu dieser
Behauptung berechtigte den Papst Friedrichs II. Benehmen gegen Hono-
rius III. mehr als hinlänglich. Friedrich antwortete hierauf in einer
Sprache, die bewies, wie erbittert er längst gegen den päpstlichen Stuhl
war und was dieser von ihm zu fürchten batte; er bezeichnete nämlich
den Papst geradezu als einen Feind der Fürsten, als einen übermüthigen,
von Herrschsucht trunkenen Mann, zugleich benutzte er die mit dem
Papste verfeindete Familie der Frangipani und erregte durch sie einen
Aufstand in Rom, welcher den Papst nöthigte, die Stadt zu verlassen
(Ostern 1228).
Kreuzzug Friedriché II. (1228—1220). Das neue Königreich Jerusalem.
Im August 1228 schiffte sich Friedrich als Gebannter nach Palä-
stina ein, obwohl nach kirchlichem Gebote kein Gebannter die heiligen
Stätten betreten sollte; deßwegen verhängte der Papst über Palästina
das Interdikt, d. h. er verbot alle kirchlichen Handlungen für die Dauer
der Anwesenheit des gebannten Kaisers. Dieser wußte aber die orien-
talischen Wirren trefflich zu nutzen; der Sultan Kamel lag im Kriege
mit Nasr David; theils aus Furcht, Friedrich möchte diesen unterstützen,
theils von der Persönlichkeit des Kaisers gewonnen, der als Saracenen-
freund auch im Morgenlande bekannt war, schloß er mit ihm Frieden
auf zehn Jahre und einen Vertrag, durch welchen Jerusalem, Bethlehem
und Nazareth mit ihren Gebieten dem Kaiser abgetreten wurden, ebenso
der ganze Küstenstrich von Joppe bis Sidon. Friedrich setzte sich die
königliche Krone in der Kirche des heiligen Grabes selbst auf das Haupt,
da den Gebannten in der interdicierten Kirche kein Bischof krönen durfte.
Mit den Tempelrittern war er in der feindseligsten Spannung; diese