Kaiser Friedrich II. 191
Jahren, als ihn alle Herren verließen, ertheilte Friedrich den Städten
wieder Freiheiten und handelte so gegen seine eigenen Verordnungen;
mehrere seiner Nachfolger begünstigten die eine oder andere Stadt gegen
verhaßte Fürsten, im allgemeinen aber folgten die Kaiser dem Beispiele
der Hohenstaufen und hielten die Städte nieder, während die Könige
von Frankreich sie begünstigten und mit ihrer Hilfe die großen Vasallen
demüthigten.
Friedrichs Lombarden-Krieg (1236 —1250).
Schlacht bei Rivalta (1236).
Im Sommer 1236 brach Friedrich II. mit Heeresmacht gegen
Oberitalien auf, schlug die Bürger von Vicenza, Padua und Treviso
bei Rivalta, eroberte Vicenza, mußte aber wieder umkehren und einen
ziemlich erfolglosen Krieg gegen den widerspenstigen letzten Babenberger,
Herzog Friedrich den Streitbaren von Oesterreich, führen, worauf er
seinen Sohn Konrad zum deutschen Könige wählen ließ (1237), und im
August aus Deutschland schied, das ihn nie wieder sah.
Deutschland war für den Kaiser, wenigstens vorläufig, Nebensache,
denn er machte es sich zur Hauptaufgabe Italien zu bezwingen. Dieses
war damals das reichste Land der Erde, und wurde Friedrich Herr
desselben, so konnte er allerdings an die Herstellung der unumschränkten
Kaisermacht denken. Sein Großvater hatte Gleiches im Sinne ge-
habt, nur betrachtete er Deutschland als das Fundament seines Rei-
ches, von dem aus er Italien unterwerfen wollte, während Friedrich II.
auf Italien als Unterlage seiner Herrschaft baute. In Jtalien aber
waren zwei Mächte zu besiegen, die lombardischen Städte und der Papst,
und diese beiden Mächte waren zu sehr auf einander angewiesen, als
daß Friedrich daran denken konnte, sie von einander zu trennen und
jede vereinzelt zu unterwerfen; er mußte den Kampf mit beiden zugleich
aufnehmen.
Die (ltalienischen Guelfen und Ghibellinen.
Die Lombarden bekümmerten sich um die Bedingungen des Kon-
stanzer Friedens so viel als ihnen beliebte, sie beleidigten den Kaiser
geflissentlich und hatten seinen Sohn Heinrich zum Abfalle ermuntert;
er hatte demnach alle Ursache zum Kriege, aber durfte er hoffen, den-
selben siegreich zu beendigen, und sich mehr zutrauen als seinem ge-
waltigen Großvater? Friedrich II. rechnete am meisten auf die Ita-
liener selbst; denn neben den städtischen Republiken gab es noch adelige
Dynasten und in den Städten selbst adelige Geschlechter, welche an der
zunehmenden Demokratie kein Gefallen hatten. Daher kam die Zwie-