Frankreich von Hugo Kapet bis Ludwig IX. den Heiligen. 205
cia, von Kastilien aber 1248 Sevilla; von allen mohammedanischen
Reichen hielt sich allein noch Granada. Nur Navarra, zwischen Frank-
reich, Kastilien und Aragonien eingekellt, konnte seine Gränzen nicht
erweitern; 1278 kam es durch Erbschaft an die königliche Familie von
Frankreich.
Bwanzigstes Kapitel.
Frankreich von Hugo Kapet bis Ludwig IX den Heiligen (996—1270).
Während der Kreuzzüge sehen wir Frankreich immer mächtiger in
die Geschicke Europas und des Morgenlandes eingreifen; es hat sich zu
einer Großmacht erhoben, die sich auf Kosten des deutschen Reichs aus-
dehnt, nachdem Kaiser Friedrichs I. Geschlecht, der noch alle Rechte eines
Königs von Arelate übte, durch einen französischen Prinzen auf dem
Blutgerüste zu Neapel vernichtet ist. In Frankreich hatte sich aber die
königliche Gewalt und dadurch die Macht des Reichs ganz anders als
in Deutschland entwickelt, wo die Krone von den Großen verliehen
wurde, das königliche Einkommen bis auf wenige Reste verloren ging,
die königlichen Rechte fast bei jeder Königswahl eine neue Beschrän-
kung erlitten.
Unmittelbares Gebiet der ersten Kapetinger.
Die großen Vasallen.
Die ersten Kapetinger besaßen ein sehr beschränktes unmittelbares
Gebiet; den Grundstock desselben bildete das Herzogthum Francien (Jele
de France) an der Seine und an der Oise, die Pikardie, Artois, Or-
leangis, Berri, Nivernais, Bourbonnais, ein Theil der Auvergne,
demnach ein Landstreifen von der Somme bis an die obere Loire mit
den Städten Abbeoille, Amiens, Beauvais, Laon, Paris, Melun, Noyon,
Bourges, Klermont, Auxerre u. a. Die bedeutendsten Lehensherrschaf-
ten, dem Könige eigentlich nur dem Namen nach untergeben, waren:
das Herzogthum Normandie mit der Lehensherrlichkeit über die Bretagne;
das Herzogthum Burgund; das Herzogthum Aquitanien oder Guyenne
mit den Grafschaften Poitou und Saintonge; die Grafschaften: Cham-
pagne (auch Vermandois oder Tropyes genannt), Flandern, Anjou und
Maine, die Dauphiné, Provence, Toulouse, Foir; außerdem bestand das
Königreich Arelate, das den deutschen König als Oberherrn anerkannte,
dessen Gewalt jedoch nach Kaiser Friedrich I. zu einem Schatten her-
absank.